Markt & Branche

Ceconomy-Bilanz: „Härtetest bestanden“

Ceconomy, die Mutter von MediaMarkt und Saturn, will ihren Gewinn im neuen Geschäftsjahr trotz der andauernden Corona-Unsicherheiten steigern. Das Unternehmen strebt in dem seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2021/22 eine „sehr deutliche Verbesserung“ des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) an, wie der Konzern am Dienstag vergangener Woche (14. Dezember) anlässlich einer Bilanz-Pressekonferenz in Köln in der Saturn E-Arena „Xperion“ mitteilte. Der Umsatz soll währungs- und portfoliobereinigt leicht steigen. Kurzfristig sei die weitere Geschäftsentwicklung aber angesichts der Pandemie mit Unwägbarkeiten verbunden.


Karsten Wildberger, anlässlich seiner ersten Bilanzpressekonferenz als CEO von Ceconomy und MediaMarktSaturn, zum Geschäftsjahr 2020/21: „Wir haben den Härtetest bestanden. Auch wenn wir in vielen Bereichen noch Luft nach oben haben, spricht unsere Performance im vergangenen Geschäftsjahr für die Leistungsfähigkeit unserer Teams und die Stabilität unseres Geschäftsmodells. Wenngleich wir uns weiterhin auf Volatilität einstellen müssen, halten wir an unserem Kurs fest: Wir werden unsere Omnichannel-Strategie beschleunigt umsetzen und uns gezielt weiterentwickeln – zu einem nachhaltig handelnden und durchgängig kundenorientierten Unternehmen.“

Für die Wildberger-Premiere hätte das Unternehmen den Ort nicht passender wählen können. Das Hansa-Hochhaus – in den 1920er Jahren das höchste seiner Art in Europa – ist das Stammhaus von Saturn. Ein Ort, der bei Wildberger für Herkunft und Wandel steht: „Auch wir haben uns gewandelt: Vom Handelsunternehmen, das Produkte verkauft, zu einem Unternehmen, das attraktive Kundenerlebnisse bietet, vom stationären Händler zum Omnichannel-Unternehmen. Wir haben mit Omnichannel die richtige Strategie, die wir kompromisslos umsetzen.“

Im vergangenen Geschäftsjahr litt die MediaMarkt- und Saturn-Mutter vor allem in Deutschland unter den Lockdowns. Wie bereits Ende Oktober mitgeteilt, konnte der Konzern dank eines florierenden Online-Geschäfts – hier konnte der Umsatz um 65% in die Höhe geschraubt werden – den Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um 3,8% auf 21,4 Mrd. EUR steigern. Das bereinigte operative Ergebnis hielt sich mit 237 Mio. EUR auf Vorjahresniveau (Vorjahr: 236 Mio. EUR). Unter dem Strich verbuchte der Konzern einen Überschuss von 222 Mio. EUR, nachdem noch im Vorjahr Abschreibungen auf die französische Beteiligung Fnac Darty für einen Fehlbetrag von 237 Mio. EUR gesorgt hatten.

Aktuelle (2G)-Einschränkungen im wichtigen Weihnachtsgeschäft sowie die Engpässe in den internationalen Lieferketten machen der Holding aber weiterhin zu schaffen. „Sobald die Rahmenbedingungen mehr Transparenz ermöglichen, wird das Unternehmen seinen Ausblick präzisieren”, kündigte Ceconomy an.

„Das vergangene Geschäftsjahr war ein echter Härtetest für unser Unternehmen“, sagte Dr. Karsten Wildberger. Und weiter: „Obwohl die pandemiebedingten Einschränkungen deutlich tiefgreifender waren als im Jahr zuvor, sind wir gewachsen.“

Ceconomy-Bilanz auf einen Blick

  • Omnichannel-Strategie funktioniert; Markt ist intakt und bietet weiterhin viel Potenzial
  • Anhaltend hohe Kundennachfrage; Umsatz und Ergebnis in den meisten Ländern gesteigert
  • Starkes Wachstum im Online-BereichDeutliche Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie

Online-Geschäft wächst dynamisch

Die Omnichannel-Strategie des Unternehmens, also die enge Verzahnung des Online-Geschäfts mit den stationären Märkten, war während der Lockdowns ein Wettbewerbsvorteil. Der Online-Umsatz hat sich ungebrochen dynamisch entwickelt und innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt. Im vergangenen Geschäftsjahr ist das Online-Geschäft um knapp 65% auf 6,9 Mrd. EUR gewachsen.

So konnte Ceconomy den durch pandemiebedingte temporäre Marktschließungen verursachten Rückgang im stationären Geschäft mehr als kompensieren. Mittlerweile entfällt ein Drittel des Gesamtumsatzes des Unternehmens auf die Online-Aktivitäten. Allein im vergangenen Geschäftsjahr registrierten sich rund 8 Mio. Neukunden auf den Webshops von MediaMarkt und Saturn.

Charakteristisch für das gesamte Geschäftsjahr: In den Ländern, die nicht oder weniger stark von Covid-19-Beschränkungen betroffen waren, verzeichnete Ceconomy stationär wie online eine anhaltend hohe Kundennachfrage. Besonders gut war die Entwicklung in Italien, in Spanien und in der Türkei. Durch ein starkes Geschäft in diesen Ländern konnte das Unternehmen niedrigere Umsätze in Deutschland und in den Niederlanden – beide Länder waren von lang andauernden Marktschließungen und Öffnungsbeschränkungen betroffen – mehr als ausgleichen.

Trotz der Lockdowns in Deutschland und in den Niederlanden hat Ceconomy im strategisch wichtigen Geschäft mit Services & Solutions mit einem Umsatz von 1,1 Mrd. EUR im Gesamtjahresvergleich nahezu das Niveau des Vorjahres erreichen können. Im Quartalsvergleich zeigt sich ein deutlich positiver Trend: Im 4. Quartal 2020/21, nach der Wiedereröffnung sämtlicher Märkte, ist der Umsatz in diesem Segment gegenüber dem Vorjahresquartal um satte 27% gestiegen. Diese Entwicklung wurde von einer „soliden Nachfrage“ nach Garantieverlängerungen und Smartbar-Services sowie deutlich wachsenden Umsätzen bei Online-Services getragen.

Auch bei der Umsetzung ihrer kundenorientierten Omnichannel-Strategie sind Ceconomy und MediaMarktSaturn im vergangenen Geschäftsjahr vorangekommen. So wurde etwa mit der Einführung neuer Store-Formate begonnen, die auf unterschiedliche Kundenanforderungen zugeschnitten sind. Mit den neuen Konzepten will Ceconomy insgesamt höhere Kundenfrequenzen, steigende Umsätze und eine höhere Profitabilität erzielen.

Erstes „Lighthouse“ 2022 in Deutschland wohl in Berlin

Jüngstes Beispiel war im November 2021 die Eröffnung eines neuen „Lighthouse“-Markts in Rotterdam. Als Erlebniszentrum für Technik konzipiert, präsentiert das Unternehmen hier auf einer Fläche von rund 5.000 qm die Produktinnovationen der Branche. Nach dem „Tech Village“ in Mailand, das im Sommer 2020 eröffnet wurde, ist der neue Markt in Rotterdam das zweite „Lighthouse“-Projekt. Weitere sollen folgen, u.a. in 2022 auch in Deutschland. Wo? „Ich würde mich sehr freuen, wenn es in Berlin wäre“, so Wildberger.

Das Unternehmen hat darüber hinaus sein Logistiknetzwerk weiter gestärkt und im Oktober in Göttingen ein großes nationales Distributionszentrum in Betrieb genommen. Dies ermöglicht die Direktbeschaffung bei strategischen Lieferanten und soll damit die Produktverfügbarkeit erhöhen.

Und auch das Serviceangebot wurde weiter ausgebaut – in den stationären Märkten wie in den Webshops – sowie die Digitalisierung des Geschäftsmodells weiter vorangetrieben. Beispiel Click & Collect: Kunden, die online bestellen, können bereits nach spätestens 29 Minuten ihre Bestellung im Markt abholen.

Ein weiteres Beispiel für die Weiterentwicklung des Omnichannel-Ansatzes des Unternehmens ist der sogenannte Marketplace, den Ceconomy und MediaMarktSaturn im vergangenen Jahr in Deutschland gestartet haben. Das neue Angebot ist erfolgreich angelaufen: Derzeit sind bereits mehr als 400 Händler angebunden, rund 300.000 Produkte sind auf dieser Plattform erhältlich. Im Oktober 2021 ist der Marketplace auch in Spanien live gegangen, für 2022 ist der Start in Österreich und in den Niederlanden vorgesehen.

„Lighthouse“-Flaggschiff in Rotterdam: So oder so ähnlich 2022 auch in Berlin.
„Lighthouse“-Flaggschiff in Rotterdam: So oder so ähnlich 2022 auch in Berlin.

Nachhaltig & kundenorientiert

„Wir haben uns in den vergangenen Monaten in vielerlei Hinsicht verbessert und wichtige Grundlagen gelegt, um unsere Omnichannel-Strategie im Sinne unserer Kunden beschleunigt weiter umsetzen zu können“, erklärte Wildberger. Und: „Wenngleich wir uns kurzfristig mit Blick auf die aktuelle Pandemie-Entwicklung und die internationalen Warenströme auf eine gewisse Volatilität einstellen müssen, halten wir an unserem Kurs fest: Wir werden Ceconomy und MediaMarktSaturn gezielt weiterentwickeln – zu einem nachhaltig handelnden und durchgängig kundenorientierten Unternehmen.“

Diesem Anspruch gemäß hat die Unternehmensgruppe das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf die Agenda gesetzt. Als eines der ersten europäischen Handelsunternehmen ist man im Juni 2021 der „Green Consumption Pledge Initiative“ der Europäischen Kommission beigetreten. Damit verpflichtet sich das Unternehmen zu konkreten Nachhaltigkeitszielen und einer Verbesserung seiner Klimabilanz.

„Solide durchfinanziert“

Die konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit zeigt sich auch in der neu geordneten Finanzierungsstruktur des Unternehmens. Ceconomy hat im Berichtszeitraum den im Mai 2020 geschlossenen syndizierten Kreditvertrag mit der Beteiligung der KfW beendet und einen neuen Konsortialkreditvertrag in Höhe von rund 1,1 Mrd. EUR unterzeichnet, dessen Preismechanismus an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen gekoppelt ist. Zudem hat das Unternehmen eine fünfjährige Anleihe mit einem Nominalvolumen in Höhe von 500 Mio. EUR begeben und somit seine finanzielle Flexibilität zusätzlich erhöht.

„Wir haben unsere Finanzierungsstruktur wetterfest gemacht und erfolgreich neu aufgestellt und sind damit solide finanziert“, erklärte Florian Wieser, CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn. Und weiter: „Dank substanzieller operativer Fortschritte, die wir in einem äußerst herausfordernden Umfeld gemacht haben, konnten wir unser Eigenkapital und unsere Bilanzstruktur stärken. Auch im Hinblick auf erhöhte Unsicherheiten auf den internationalen Güter- und Konsummärkten sehen wir uns für die weitere Umsetzung unserer strategischen Initiativen gut gerüstet.“

„Wir haben unsere Finanzierungsstruktur wetterfest gemacht“, Florian Wieser, CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn.
„Wir haben unsere Finanzierungsstruktur wetterfest gemacht“, Florian Wieser, CFO von Ceconomy und MediaMarktSaturn.

Ausblick: Leichtes Umsatzwachstum angestrebt

Und was bringt die Zukunft? Florian Wieser: „Wir haben uns für das laufende Geschäftsjahr viel vorgenommen.“ Kurzfristig ist die weitere Geschäftsentwicklung vor dem Hintergrund der aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen aber mit einigen Unwägbarkeiten verbunden. So ist der weitere Verlauf der Covid-19-Pandemie heute ebenso wenig präzise vorhersehbar wie die Entwicklung der Situation bei den internationalen Lieferketten und der Inflation.

Ceconomy setzt sich für 2021/22, Stand heute, folgende Ziele: Das Unternehmen rechnet mit einem leichten Anstieg des währungs- und portfoliobereinigten Umsatzes und strebt eine sehr deutliche Verbesserung des bereinigten Ebit an. Sobald die Rahmenbedingungen mehr Transparenz ermöglichen, wird das Unternehmen seinen Ausblick präzisieren.

Insgesamt sei man gut vorbereitet in das neue Geschäftsjahr gestartet und hatte seine Bestände vorsorglich mit Blick auf mögliche Engpässe bei den Lieferketten frühzeitig erhöht. In einzelnen Kategorien konnten indes Lücken in der Produktverfügbarkeit nicht vollständig vermieden werden.

Die vergangenen Wochen waren von unternehmensweit zentral gesteuerten und erfolgreich umgesetzten Kampagnen während der Black-Friday-Periode und der Vorweihnachtszeit geprägt. Die Nachfragedynamik und die Frequenz in den stationären Märkten erreichte in den Monaten Oktober und November 2021 jedoch nicht das außergewöhnlich hohe Niveau des Vorjahres. Wildberger: „Wir laufen gegen ein Rekordquartal an, in dem alles passte.“ Jedoch übertreffen die aktuellen Umsätze die Werte aus den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2019/20.

GFK: Black Friday 2021 schwächer

Das steht übrigens auch im Einklang mit den aktuellen Analysen der GFK zum Black Friday, die ebenfalls am vergangenen Dienstag präsentiert wurden. Tenor der Marktforschungsspezialisten aus Nürnberg: Der Black Friday anno 2021 konnte nicht an den bärenstarken Vorläufer in 2020 anknüpfen, war aber dennoch erfolgreicher als der vorpandemische Black Friday im Jahr 2019. Während die Online-Kanäle mit einem Plus von 3% aufwarten konnten, machten sich im stationären Handel mit einem dicken Minus von 21% die aktuellen Corona-Auflagen deutlich bemerkbar.

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