Story

Wenigstens ein bisschen IFA: Tech is back!

Keine Tec-Fans, kaum Fahnen, nirgendwo ein Point of Emotion und auch so gut wie kein „Look & Feel“ der Neuheiten. Nicht die Messe Berlin, die unstrittig einen guten Job gemacht hat, führte die Regie am ersten Tag der IFA 2020 Special Edition, sondern die Corona-Pandemie. „Funk ohne Ausstellung“ schrieb die FAZ schon vor Wochen und so ganz Unrecht hatte sie damit nicht.

Denn nicht mal eine Hand voll Aussteller aus der Weißen Ware zeigten der Presse in Halle 1.2 ihre Neuheiten: Beurer mit Maremed, Bissell mit dem CrossWave Cordless Max und dem SpinWave Robot als erster aktiv wischender Nass-/Trocken-Saugroboter des Unternehmens, ferner Fitbit und Wessel Werk, bislang eher als Zulieferer des „intel inside“ für Miele, Severin & Co. bekannt. Mehr war nicht.

Bildeindrücke IFA 2020 – Special edition ^

Spektakuläre Neuheiten nur als Einspieler ^

Warum Bosch, Siemens und LG ihre (teilweise spektakulären) Neuheiten nur in Einspielfilmchen zeigten, vermag man kaum nachvollziehen. Es ist ja auch für die Medien kein Quell reiner Freude, durch die halbe Republik zu reisen und sich eine Messehalle mit geschätzt knapp 200 Kollegen für ungezählte Spots zu teilen, aber dann eben wenige Neuheiten wirklich zu Gesicht zu bekommen. Eine „Messe als Menschenversuch“ schrieben vor wenigen Tagen die Kollegen vom „Spiegel“.

Immerhin: Die äußeren Rahmenbedingungen, die Infrastruktur war nahezu perfekt. Und dass es mit  der Neuheiten-Präsentation auch anders ging, zeigte der Europa CEO von Haier, Yannik Fierling. Hier kam gestern Nachmittag endlich ein wenig das gewohnte IFA-Feeling auf. Fakt ist aber auch: Der denkwürdige IFA-Jahrgang 2020 ist, da sind wir uns mit Berlins Regierendem, Michael Müller, einig, „ein Meilenstein zurück zur Normalität“ – selbst wenn das „new normal“ in den Vorträgen stark strapaziert wurde.

IFA, gfu und GfK zeigten zur gestrigen Eröffnung der IFA 2020 Special Edition ihre Zuversicht, dass die Tech-Branche sich von den wirtschaftlichen Unsicherheiten der Pandemie erholen wird. Jens Heithecker, Executive Director der IFA Berlin, wurde in den vergangenen Wochen oft gefragt, warum die IFA im Jahr 2020 nicht auf eine lupenreine Digital-Messe gesetzt habe. Er hob die Bedeutung und Symbolkraft des diesjährigen Branchentreffs in Berlin hervor: „Wenn es darum geht, Geschäfte zu machen, geht nichts über die persönliche Verbindung. Deshalb ist die IFA 2020 als physischer Event ein so wichtiges Zeichen. Sie ist ein Symbol und zeigt, dass wir gemeinsam über die Pandemie und ihre Folgen hinausschauen können. Wir werden zu einer Normalität zurückkehren und es liegt an der Branche, den Händlern, Medien und Verbrauchern, diese ‚Normalität’ gemeinsam zu gestalten.”

Impulse setzen ^

Kai Hillebrandt, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA-Veranstalters gfu ergänzte: „Wir sind gemeinsam mit unserem Partner Messe Berlin zuversichtlich, dass die IFA 2020 Special Edition erfolgreich sein wird, trotz der erschwerten Rahmenbedingungen durch die Covid-19-Pandemie. Als Innovationsplattform mit vielen Neuheiten-Präsentationen wird die IFA zum richtigen Zeitpunkt im Vorfeld der umsatzstärksten Zeit wichtige Impulse setzen.“

Peter Feld, CEO der GfK, stellte die neue Plattform „gfknewron” vor, die der Branche helfen soll, die richtigen Entscheidungen für ihr Business zu treffen: „Disruption, Beschleunigung, Datenüberfluss bestimmen unsere Welt. Deshalb müssen Unternehmen schneller denn je aus dem ganzen Datenrauschen das richtige Signal erkennen. Das ist auch der Grund, weshalb sich GfK radikal zu einem Technologieunternehmen wandeln musste. gfknewron ist eine GfK-eigene KI-basierte Software-Plattform, die schnelle und umsetzbare Empfehlungen liefert, basierend auf verlässlichen Daten.

GfK und gfu lieferten zum Messeauftakt den wichtigen Branchen- und Marktkontext, konkret neue Erkenntnisse, wie sich der weltweite Markt für Consumer Electronics und Home Appliances in der ersten Hälfte 2020 entwickelt hat. Die Daten zeigen, dass der globale Markt für technische Konsumgüter (ohne Nordamerika und Südafrika) im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatzrückgang von 5,8% auf 306 Mrd. EUR erlebte. Im Vergleich zu anderen Sektoren ist dieser Rückgang jedoch relativ gering.

Kai Hillebrandt, „ Die Home Electronics-Branche hat sich während der Corona-Pandemie als sehr widerstandsfähig erwiesen. Gründe dafür sind die Innovationskraft und die Tatsache, dass der Sektor Home Electronic seine Vielzahl von technischen Produkten für den Bereich stay@home anbieten kann, die in der Krise verstärkt nachgefragt wurden: Von Geräten für das Home Office und Home Schooling (work@home) bis hin zu Produkten für Unterhaltung (entertain@home), Essenszubereitung (eat@home), Waschen – sowie für Gesundheit und Wohlbefinden.”

Küche als Mittelpunkt ^

Fakt ist: Die Corona-Pandemie hat bei Menschen in Europa zu einer neuen Wertschätzung des eigenen Zuhauses geführt. Vor allem die Küche ist zu einem zentralen Ort für familiäres Zusammensein geworden, an dem gemeinsam gekocht und Zeit verbracht wird. Dieser Nachfrage scheint man zumindest in Gütersloh und München derzeit kaum nachzukommen. Das es aktuell zu Lieferverzögerungen kommt, war ein offenes Geheimnis in den Hallen am Südeingang der Messe.

Über Trends zu sprechen, die in Berlin real gezeigt wurden, verbietet alleine die geringe Anzahl an Ausstellern und Pressekonferenzen, zumal einige Segmente, beispielsweise Elektrokleingeräte für die Küche, kaum oder gar nicht vertreten waren. Der Kaffeedurst war dieses Jahr einfach nicht zu stillen. Auffallend indes, dass vor allem Innovationen für die Waschküche (Trend Hygiene!) und Kühlgeräte (Trend Bevorratung) vorgestellt wurden. Auffallend auch, dass das Thema Vernetzung noch einmal einen gewaltigen Push bekommen hat. Und: innovative Produkte mit personalisierten Services sind immer gefragter.

„Trotz der aktuellen Sorge vieler Menschen um die eigene finanzielle Situation zählen Hausgeräte zu den Investitionen, bei denen nicht gespart wird. Wir sehen auch, dass die Senkung der Mehrwertsteuer in Deutschland nachweislich zu einer Belebung des Konsums geführt hat,“ sagt Volker Klodwig, Executive Vice President Sales der BSH Hausgeräte GmbH. Dabei legen Konsumenten verstärkt Wert auf mehr als nur rein analoge Hausgeräte. Vielmehr stehen digitale Services und individualisierbare Küchenerlebnisse hoch im Kurs.

Smarte Innovationen ^

Mit Home Connect bietet die BSH dafür ein Ökosystem, das mit mehr als drei Millionen vernetzten Geräten und 42 Partnern eine der größten markenübergreifenden digitalen Plattformen für Hausgeräte weltweit ist. Viele Abläufe in der Küche lassen sich mit Hilfe des interaktiven Assistenten nach eigenen Vorlieben festlegen und bereichern so das persönliche Leben. Von der digitalen Rezeptsuche in der App über die Steuerung eines vernetzten Backofens für die Zubereitung des ausgewählten Gerichts bis hin zur Programmauswahl und der zur Stimmung des Abends passenden Beleuchtung des Geschirrspülers.

Plattform für digitale Services ^

Für zusätzlichen Komfort sorgt der „SystemMaster“ der BSH: Der neue Mikroprozessor macht aus den Geräten der BSH-Marken Plattformen für digitale Services. So unterstützt er unter anderem den eigenen Werkskundendienst dabei, Gerätefehler per Fernwartung zu diagnostizieren und zu beheben. Selbstlernende Algorithmen ermöglichen es zudem, neue Dienstleistungen zu entwickeln, die noch exakter auf die Bedürfnisse der Konsumenten zugeschnitten sind. Der „SystemMaster“ steht für Lösungen mit denen die BSH auf dem Weg vom Hersteller analoger Hausgeräte zum Branchenführer für digitale Services und personalisierte Küchenerlebnisse (so oder zumindest so ähnlich war es auch bei LG und Haier zu hören) wird.

Sinnbildlich für diese Generation an Hausgeräten steht die neue Geschirrspüler-Serie, die bei den beiden Globalmarken der BSH, Bosch und Siemens, zur IFA 2020 Special Edition Weltpremiere feierte. Die komplett neuentwickelte Serie ist eine markenübergreifende Plattform für ein Sortiment unterschiedlicher Geräte – vom Basis- bis zum Premiummodell.

Alle Geschirrspüler sind mit dem „SystemMaster“ ausgestattet, internetfähig und dadurch lernende Geräte, die sich an individuelle Gewohnheiten der Konsumenten anpassen und für die auch regelmäßig Systemupdates bereitgestellt werden. Die Geräte sind durch Zeolith-Trocknung extrem energiesparend und bieten viele sinnvolle Lösungen wie eine komplett neue Innenraumaufteilung mit einer dritten Ladeebene für kleinere Küchenutensilien, die den Laderaum um bis zu 25% vergrößert.

Mehr Platz beim Kühlen ^

Darüber hinaus präsentieren Bosch und Siemens viele weitere Produkthighlights zur IFA-Saison. Bei Siemens liegt der Fokus auf Neuheiten rund um das Kochen mit der Präsentation des neuen Tischlüfters „glassdraftAir“ sowie den neuen Kochfeldern „activeLight“ mit einer interaktiven Lichtmatrix und „inductionAir Plus“. Bosch bietet mit der Waschtrockner Serie 6 die Möglichkeit, bis zu sechs Kilo Wäsche ohne Unterbrechung zu waschen und zu trocken – und das mit der Unterstützung von Dampf, sodass die Wäsche direkt aus der Maschine heraus angezogen werden kann. Und eine XXL-Kühl-Gefrier-Kombination bietet das, was sich viele Menschen von ihrem Kühlschrank wünschen: mehr Platz!

Und auch das ließ aufhören: Bei der BSH legt man Wert darauf, die gesamte Wertschöpfungskette ökologisch nachhaltig zu gestalten. Das gilt sowohl für die Herstellung, als auch für die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz der Geräte. Die von der BSH angestoßenen Bestrebungen zu einer Kreislaufwirtschaft führen zu einer deutlichen Reduzierung des Ressourceneinsatzes, der Emissionen und des Energieverbrauchs insgesamt.

Als klares Bekenntnis zu diesem eigenen Anspruch wird die BSH bis Ende 2020 als erstes Unternehmen der Branche den Kohlendioxid-Ausstoß der eigenen Standorte weltweit vollständig neutralisieren. Damit soll die Entwicklung und Fertigung aller Geräte der BSH-Marken ab 2021 klimaneutral sein, so Matthias Ginthum, Chief Markets Officer der BSH.

Von innovativen IoT-Ökosystem-Lösungen bis hin zu leistungsstarken Produkten und Systemen für den modernen Haushalt: Yannick Fierling, CEO von Haier Europe, präsentierte auf der IFA Global Press Conference die Produkt-Highlights und Markenwerte von Haier, Hoover und Candy. Haier zeigt anlässlich seines Debuts im Einbauküchensegment Backofen-Innovationen sowie Induktionskochfelder und Abzugshauben. Darüber hinaus stellt das Unternehmen für Weinliebhaber eine Serie vernetzter Weinklimaschränke vor.

Candy, bekannt für clevere Lösungen, die den Alltag vereinfachen, präsentiert eine Reihe neuer Waschmaschinen mit weiterentwickeltem Smart-Washing-Konzept. Hoover konzentriert sich derweil auf die umweltfreundliche Pflege des Hauses und präsentiert das erste Wellness-Ökosystem-Set. Dabei sorgen drei aufeinander abgestimmte und miteinander kommunizierende Produktneuheiten für eine saubere und gesündere Umgebung in den eigenen vier Wänden.

Ein Ziel von Haier hat sich zwischenzeitlich in eine Ambition verwandelt, die bei Fierlings Vortrag immer wieder durchschien: die Umwandlung und Weiterentwicklung der Customer Journey vom Produkt zum Erlebnis. Und zwar durch einen natürlichen und anpassungsfähigen Dialog nicht nur mit Haushaltsgeräten, sondern auch Geräten und Dienstleistungen von Drittanbietern. So soll ein offenes, gleichwohl integriertes Ökosystem, das das Konzept des Smart Home Wirklichkeit werden lässt, entstehen.

IFA bleibt zentraler Event ^

Fierling zum Abschluss: „Wir freuen uns, trotz aller widrigen Umstände an dieser für die gesamte Branche so wichtigen Veranstaltung teilnehmen zu können. Die IFA ist und bleibt der zentrale Event, um Produktinnovationen und neue Lösungen zu präsentieren, die es uns ermöglichen, den Erwartungen und Bedürfnissen der Verbraucher so nahe wie möglich zu kommen.“ Das dürfte Balsam auf die Seelen der IFA-Macher, das gesamte Führungsteam der IFA zeigte jederzeit und nahezu überall Flagge, sein.

Unser erstes Fazit: Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Damit auch von infoboard.de ein „Danke“ an die Messe Berlin dafür, den Kontakt zwischen den Marktpartnern reaktiviert zu haben. Es fühlte sich zwar nicht wie eine echte IFA. Aber der enorme Aufwand hat sich gelohnt: Tech is back!

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