Marktforschung

Und nebenan? Covid-19 beeinflusst Pro-Kopf-Kaufkraft in Europa

Im Jahr 2020 haben Europäer eine durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft von 13.894 EUR. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den 42 untersuchten Ländern: In Liechtenstein, der Schweiz und Luxemburg ist das verfügbare Nettoeinkommen am höchsten, während es im Kosovo, in Moldawien und der Ukraine am niedrigsten ist. So haben die Liechtensteiner mehr als das 37-Fache der Durchschnittskaufkraft der Ukrainer. Das zeigt die aktuelle Studie „GfK Kaufkraft Europa 2020“.

Für das Jahr 2020 haben die Europäer knapp 9,5 Billionen EUR zur Verfügung. Pro Kopf entspricht das einer durchschnittlichen Kaufkraft von 13.894 EUR. Damit verzeichnet die Pro-Kopf-Kaufkraft 2020 einen Rückgang von nominal knapp 5,3% im Vergleich zum revidierten Vorjahreswert, was vor allem auf die Ausbreitung von Covid-19 und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft zurückzuführen ist.

Wie viel Verbraucher für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Energiekosten, private Altersvorsorge, Versicherungen, Urlaub, Mobilität oder auch Konsumwünsche zur Verfügung haben, unterscheidet sich von Land zu Land sehr, was ein Blick auf die Top 10 zeigt.

Liechtenstein ganz vorne

Wie im Vorjahr belegt Liechtenstein mit Abstand den ersten Rang unter den 42 europäischen Ländern. Hier beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft 64.240 EUR. Damit liegt Liechtenstein mehr als das 4,6-Fache über dem europäischen Durchschnitt. Ebenfalls in der Top 3 des Kaufkraftrankings befinden sich wie im Vorjahr die Schweiz und Luxemburg. Während den Schweizern 41.998 EUR pro Kopf und damit mehr als das 3-Fache im Vergleich zum europäischen Durchschnitt für Ausgaben zur Verfügung stehen, haben die Luxemburger eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 34.119 EUR. Damit liegen sie mehr als das 2,5-Fache über dem europäischen Durchschnitt.

Zum Vergleich: Im Jahr 2020 beträgt die Kaufkraft der Deutschen 23.766 EUR pro Kopf. Das geht aus der letzten GfK-Kaufkraftstudie hervor, die allerdings im Januar 2020, also vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie, veröffentlicht wurde. Neue Zahlen für Deutschland gibt es – auf Nachfrage von infoboard.de bei der GfK – erst wieder im Januar 2021.

Auch alle anderen Länder in den Top 10 weisen eine sehr überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf, die mindestens 50% über dem europäischen Durchschnitt liegt. Neu in den Top 10 des Kaufkraftrankings ist in diesem Jahr Irland, das mit 21.030 EUR pro Kopf den 9. Platz belegt und damit Finnland aus den Top 10 verdrängt.

Während insgesamt 16 Länder über dem europäischen Durchschnitt liegen, schneiden 26 der untersuchten Länder in Bezug auf die Pro-Kopf-Kaufkraft unterdurchschnittlich ab. Schlusslicht des Gesamt-Rankings bildet die Ukraine. Hier haben die Menschen 1.703 EUR pro Kopf zur Verfügung.

Markus Frank, GfK-Experte im Bereich Geomarketing: „Die GfK Kaufkraft für Europa ist die am Markt anerkannte Richtgröße zur Ermittlung des Konsumpotenzials und zeigt die regionale Verteilung des verfügbaren Einkommens der Bevölkerung – sowohl zwischen den einzelnen Ländern als auch zwischen den verschiedenen Regionen innerhalb eines Landes. Gerade in Zeiten von Corona ist es für Unternehmen wichtig zu wissen, wo die Kaufkraft und damit das regionale Potenzial am höchsten sind, um die Ressourcen möglichst effektiv einsetzen zu können. Mit der Kaufkraft als bedeutendem Gradmesser für die Wirtschaftskraft einer Region erhalten Unternehmen eine Entscheidungsgrundlage rund um ihre Vertriebssteuerung, ihr Marketing sowie ihre Standortplanung und -bewertung.“

„Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das verfügbare Nettoeinkommen der Haushalte sind erheblich“, so GfK-Experte Markus Frank.
„Die Auswirkungen der Corona-Krise auf das verfügbare Nettoeinkommen der Haushalte sind erheblich“, so GfK-Experte Markus Frank.

Mit dem Corona Impact hat GfK außerdem berechnet, wie sehr die jeweiligen Länder im europäischen Vergleich unter den Auswirkungen von Covid-19 gelitten haben. So zeigt der Corona Impact die Unterschiede im Wohlstandsverlust der privaten Haushalte durch die Corona-Krise und erlaubt so nationale und regionale Vergleiche innerhalb Europas.

Schlusslicht Türkei

In den Kaufkraft-Top 10 weisen Liechtenstein und die Schweiz europaweit das höchste verfügbare Nettoeinkommen pro Kopf auf. Sie sind auch die beiden Länder, die am wenigsten unter der Krise gelitten haben. Liechtenstein liegt hier rund 85% unter dem europäischen Durchschnitt, während die Schweiz etwa 74% weniger als der europäische Durchschnitt von der Corona-Krise getroffen wurde.

Island und Norwegen, die die Ränge vier und fünf im Kaufkraftranking belegen, schneiden beim Corona Impact jedoch weniger positiv ab: Mit mehr als 58 bzw. 63% über dem europäischen Durchschnitt wurden beide Länder recht hart von der Corona-Krise getroffen. Schlusslicht unter allen 42 betrachteten Ländern ist die Türkei. Dort liegt der Corona Impact mehr als das 2,8-Fache über dem europäischen Durchschnitt.

Das könnte Sie auch interessieren!

Bei Konsumenten beliebt: Produkte für unterwegs

infoboard.de

Österreich gewinnt: Kaufkraft 2024 im deutschsprachigen Raum

infoboard.de

Gesellschaft altert weiter

infoboard.de

Konsumklima: „Die schlechte Stimmung überlagert die Fakten“

infoboard.de

NIQ Retail Spend Barometer: Privatausgaben in Deutschland steigen um 5,5%

infoboard.de

2023: Home Electronics Markt verliert 4,4%

infoboard.de

Einzelhandelsformate entwickeln sich weltweit dynamisch

infoboard.de

Konsumklima: Stabilisierung auf niedrigem Niveau

infoboard.de

Nachhaltiger Konsum: Lieber weniger, dafür qualitätsbewusster

infoboard.de