Markt & Branche

Ceconomy-Bilanz im 2. Quartal 2018/19: Tiefgreifender Umbruch

Wenn man aus dem Tal der Tränen kommt, sind die Zahlen zum 2. Quartal im Geschäftsjahr 2018/19, die Ceconomy CEO Jörn Werner und CFO Karin Sonnenmoser am Dienstag in einer Telefonkonferenz präsentierten, gar nicht mal so schlecht: Unter dem Strich schrieb die Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn mit 20 Millionen Euro sogar wieder schwarze Zahlen. Nicht berauschend, aber Im Vorjahr stand noch ein Verlust von 47 Millionen Euro zu Buche.

Dass sich der Konzern im wohl tiefgreifendsten Umbau seiner Unternehmensgeschichte befindet, wurde dabei einmal mehr als deutlich formuliert. Das Branchen-Dickschiff geht in Sack und Asche, und daran wird sich wohl so schnell auch noch nichts ändern.

„Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und die operativen Hebel richtiggestellt, aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Werner, der mit dem Ende April vorgestellten Kosten- und Effizienzprogramm die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens wieder spürbar erhöhen möchte.

ceconomy Pressepraesentation

Den Kunden verstehen ^

Neben einer Straffung der Konzernprozesse, verbunden mit jährlichen Einsparungen von bis zu 130 Millionen EUR, einer zentralen Pricing-Strategie unter Verwendung fortschrittlicher Datenanalyse und KI, sowie einer Neuausrichtung der Marketinginvestitionen von der Offline-Welt ins Digitale, soll vor allem der Kunde im Mittelpunkt aller Anstrengungen stehen. „Wir dürfen nicht nur Produkte verkaufen. Wir müssen die Probleme unserer Kunden verstehen und lösen“, sagte Werner, gab sich aber dabei betont selbstkritisch: „Weder bei der Kostenquote noch beim Kundenerlebnis sind wir da, wo wir hinwollen.“

Ceconomy hat im zweiten Quartal operative Fortschritte erzielt, während der Konzern seinen Transformationsprozess mit Vehemenz vorantreibt. Von Januar bis März war der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum währungs- und portfoliobereinigt leicht rückläufig (–1,1%) und lag bei 5 Mrd. Euro. Ein Grund hierfür sind ungünstige Kalendereffekte, insbesondere die Verschiebung der absatzstarken Vorosterwoche in das dritte Quartal. Wettbewerbsintensiver Markt in den Niederlanden, hausgemachte Probleme (Warenverfügbarkeit) in Spanien: In West- und Südeuropa ging das Geschäft aufgrund der „herausfordernden Marktsituation“ deutlich zurück. Auf Ebene des Konzernergebnisses ist es indes gelungen, den rückläufigen Umsatz durch eine höhere Kosteneffizienz zu kompensieren.

Strukturen vereinfachen, Kosten senken ^

Das bereinigte EBIT ohne Fnac Darty war mit 24 Mio. Euro stabil, auch das bereinigte EBITDA ohne Fnac Darty lag mit 80 Mio. Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Werner: „Ceconomy befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, der auch die geschäftliche Entwicklung beeinflusst. In einzelnen Ländern wie Deutschland oder Italien konnten wir operative Verbesserungen erzielen. Mit dem Ende April angekündigten Kosten- und Effizienzprogramm haben wir nun ein klares Konzept, wie wir Strukturen vereinfachen, die Kosten senken und an Schlagkraft gewinnen können. Wir müssen aber auch die Frage beantworten, wie wir in einer digitalisierten Welt und einem radikal veränderten Umfeld künftig unser Geschäft.“ Das ist allerdings die Gretchenfrage, die nicht nur Ceconomy und nicht nur Consumer Electronics wie Home Appliances betrifft, sondern den Handel im Zeitalter der digitalen Transformation generell.

„Deshalb entwickeln wir die übergreifende strategische Positionierung von Ceconomy mit Hochdruck weiter – mit dem Kunden und dem Kundenerlebnis im Vordergrund. So werden wir die Vorteile unserer führenden Marktposition nutzen und unser enormes Potenzial heben können“, so Werner.
ceconomy Pressepraesentation HJ Zahlen 2019

Umsatz in Deutschland stabil ^

In den Regionen DACH und West- und Südeuropa war die Umsatzentwicklung von der Verschiebung des Ostergeschäfts vom Monat März im Jahr 2018 in den Monat April im Jahr 2019 geprägt. In der Region DACH ging der Umsatz im zweiten Quartal währungs- und portfoliobereinigt um –0,5% zurück und lag bei 2,9 Mrd. Euro. Deutschland entwickelte sich stabil. Dazu trugen sowohl eine verbesserte Produktverfügbarkeit und Sortimentsdefinition, als auch Impulse aus erfolgreichen Werbekampagnen bei.

Das Online-Geschäft wuchs im zweiten Quartal 2018/19 um 13,4% auf 699 Mio. Euro, was einem Umsatzanteil von 13,9 % entspricht (Q2 2017/18: 12,0 Prozent). Dazu trug auch die von den Kunden positiv angenommene Pick-up-Option – das heißt die Abholung von online bestellten Waren im Markt – bei. Und auch das Geschäft mit Dienstleistungen wächst weiter. Gemäß der vergleichbaren Definition nach dem Bilanzierungsstandard IAS 18 stieg der Services & Solutions-Umsatz um 4,2 % auf 333 Mio. Euro. Dies entspricht einem Umsatzanteil von 6,6 %.

Im berichteten EBIT fielen – wie angekündigt – Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Kosten- und Effizienzprogramm in Höhe von 39 Mio. Euro an. Im berichteten EBITDA betrugen die Aufwendungen 31 Mio. Euro. Grund für diesen Unterschied ist eine nicht cash-wirksame Wertminderung im Zusammenhang mit der Schließung des Streamingdienstes „Juke“. Im zweiten Quartal 2018/19 erhöhte sich das berichtete Ergebnis vor Steuern von –63 Mio. Euro auf 33 Mio. Euro. Dies ist maßgeblich auf die im Vorjahr vorgenommene Wertminderung der Beteiligung an der Metro AG zurückzuführen

„Die Geschäftsentwicklung des zweiten Quartals liegt im Rahmen unserer Erwartungen. Nach dem herausfordernden Geschäftsjahr 2017/18 gibt es erste positive Signale aus dem deutschen Markt. Auch das Wachstum im Online-Geschäft ist sehr erfreulich, konnte das rückläufige stationäre Geschäft aber nicht vollständig kompensieren. Vor uns liegt eine herausfordernde zweite Jahreshälfte mit einer hohen Vergleichsbasis durch Einmaleffekte im Vorjahr. Mit unserem Fokus auf Umsatzwachstum und aktives Kostenmanagement bestätigen wir aber die Prognose für das Gesamtjahr“, sagt CFO Karin Sonnenmoser.

Für das Geschäftsjahr 2018/19 erwartet Ceconomy gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Wachstum des Gesamtumsatzes. Sowohl beim EBITDA als auch beim EBIT prognostiziert das Unternehmen – ohne Berücksichtigung der Ergebnisbeiträge aus der Beteiligung an Fnac Darty S.A. – einen leichten Rückgang.

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