Markt & Branche

„Hausgeräte im OFF-Modus werden in der vernetzten Welt nicht funktionieren“

Gaben Auskunft zu den maßgeblichen Trends der Branche (v.l.): Jens Heithecker (IFA Executive Director), Kai Hillebrandt (Aufsichtsrat gfu), Volker Klodwig (stv. Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Großgeräte) und Hans-Joachim Kamp (Aufsichtsratsvorsitzender der gfu): Fotos: G. Wagner
— Gabriel Wagner, Matthias M. Machan —

„Alles Jahre wieder“: Wenn die Messe Berlin am Beginn der Adventszeit zum Kamingespräch in die Hauptstadt in den edlen, nur Mitgliedern vorbehaltenen Soho Club bittet, schaut man auf das, was war wie auf das, was kommen mag. Dabei fällt das Resümee traditionell mehr oder weniger positiv aus.

Klar war die IFA auch anno 2018 mit ihren Trend-Themen Vernetzung, Smart Home, Künstliche Intelligenz und Sprachsteuerung erfolgreich, und natürlich sind die Erwartungen an das Weihnachtsgeschäft – bei einem stabilen Konsumklima auf hohem Niveau – positiv. „Die IFA hat ihren Job erfüllt“, so Volker Klodwig, stellvertretender Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektro-Großgeräte, im „Hauptberuf“ Vertriebsleiter Zentral- und Osteuropa bei der BSH. Auch wenn es kein Rekordjahr war, die Internationalität der Messe als auch die Orderbücher stimmten zufrieden.

Schleifspuren ^

„Wir müssen das, was unsere Geräte an Emotionen erzeugen können, zum Konsumenten bringen“, Volker Klodwig.
„Wir müssen das, was unsere Geräte an Emotionen erzeugen können, zum Konsumenten bringen“, Volker Klodwig.

Das Land also eine Insel der Glückseligen? Nicht ganz, unter anderem der Brexit und die politische Lage in der Türkei haben „Schleifspuren“ hinterlassen, so Klodwig. Bis zum August liegen die Kleingeräte mit einer Umsatzsteigerung von 1,4 % im Plus – Marktreiber sind, so Klodwig, einmal mehr hochwertige Kaffee-Vollautomaten sowie Akku-Sauger und Saugroboter. Die Großgeräte indes liegen nach einem Jahrzehnt des Wachstums erstmals mit 1,6 Prozent im Minus. Schaut man sich die Zahlen für das vergangene 3. Quartal 2018 an, sieht man die Folgen des Super-Sommers, eben Küste statt Küchengeräte, Freibad statt Fachhandel. So liegt die Umsatzsteigerung bei den „Kleinen“ im Sommer-Quartal nur noch bei + 0,4%, der Umsatzrückgang bei Großgeräten aber bei – 2,0%.

Bei den Kleingeräten geht der Trend immer stärker zum Verkauf hochpreisiger Produkte. Klodwig: „Es gibt eine große Bereitschaft bei Konsumenten, mehr Geld auszugeben, insbesondere bei Roboterstaubsaugern und Akkustielstaubsaugern. Bei den Großgeräten verzeichneten Kühl- und Gefriergeräten, insbesondere Side-by-Side Modelle und große freistehende Geräte eine große Nachfrage.

Die IFA 2018 im kompakten Überblick ^

Die IFA 2018 im kompakten Überblick
Die IFA 2018 im kompakten Überblick

Smart & vernetzt besonders gefragt ^

Die Consumer Electronics-Branche in Deutschland erwartet für das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr ein Umsatzvolumen von rund 8,6 Milliarden Euro. Dies entspricht dem Vorjahrsniveau. Circa 30 % des Jahresumsatzes wird erfahrungsgemäß im letzten Quartal, speziell um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel, erzielt. Großformatige Fernseher, vernetzte Audio-Geräte, Lautsprecher, Audio/Video-Zubehör und Smartphones sind dabei die Umsatztreiber, so die Prognose von Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des IFA Veranstalters gfu. „Die Konsumenten investieren nach wie vor gern in Consumer Electronics-Produkte, speziell in großformatige Fernseher, Geräte zur mobilen Mediennutzung und smarte, vernetzte Produkte“, so Kamp.

Spannender als das, was war, ist das, was kommt: Wie sich die Welt verändert, konnten aufmerksame IFA-Besucher in diesem Jahr auf den Ständen von Bosch und Siemens erleben. Während die Star-Bloggerin „Sally“ mit ihren Kochshows rund 20.000 Besucher anlockte, hatten die Star-, TV- und Sterneköche längst nicht mehr die Relevanz wie in vergangenen Jahren.

Emotionen zum Konsumenten bringen ^

Beim Blick in die Zukunft benötigte Klodwig keine Glaskugel: „Die Vernetzung und ihre Kombination mit der Sprachsteuerung werden die Hausgeräteindustrie maßgeblich verändern.“ Ab dem Jahr 2022, so Klodwig, werde kein Gerät mehr das Haus der BSH verlassen, das nicht WLAN-fähig ist.“ Das hat auch Folgen für den Handel: „Hausgeräte im OFF-Modus werden in der vernetzten Welt von morgen nicht funktionieren. Wir müssen das, was unsere Geräte an Emotionen erzeugen können, zum Konsumenten bringen“, so Klodwig abschließend.

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