Sehbehinderte und Blinde treffen sich in der neuen Lehrküche des Blindenhilfswerks Berlin zum Kaffee und gemeinsamen Kochen. (Bild: Juliane Eichholz, Blindenhilfswerk Berlin)
Ob blind, sehbehindert oder nicht – die Frage, ob man fähig ist, seine Nahrung selber zuzubereiten, stellt sich jedem. Manche Rezepte haben wir so oft gekocht, die beherrschen wir blind. Aber manchmal mangelt es gar nicht an der Fähigkeit, sondern an eher Gesellschaft – wer allein essen muss, lässt die Küche öfter kalt als gut für ihn ist.
Das Blindenhilfswerk Berlin e.V. steuert jetzt gegen die drohende Vereinsamung seiner Mitglieder. Passenderweise in dieser Woche, die als “Woche des Sehens” ausgeschrieben ist.
Nach langer intensiver Planung konnte der Verein nämlich einen neuen Gemeinschaftstreffpunkt kreieren: Im Untergeschoss seines Hauses in der Rothenburgstraße 15 ist eine schicke, barrierefreie, komplett ausgestattete moderne Lehrküche für Blinde und Sehbehinderte entstanden, die am 8. Oktober feierlich eröffnet wurde.
Eine blindegerechte Küche sieht genauso aus wie eine für sehende Menschen – aber es kommt eben auf die Feinheiten an. Die Firmen Neff und Bosch zeigten sich hier sehr flexibel: Das Sondermodell des Herds z. B. besteht aus einem hochmodernen Induktionskochfeld, dessen Oberfläche kalt bleibt, das punktuell heizt. Bedient wird es über hörbar einrastende Drehknöpfe. Allesschneider müssen eine hörbare Ver- und Entriegelung haben, um Verletzungen vorzubeugen. Und die Waagen müssen sprechen können und das Gewicht ansagen, damit ein Kuchen auch gelingt. Dieses Projekt konnte nur mit Hilfe von von Stiftungs- und PS-Geldern realisiert werden.
Die Spitzenköche Holger Zurbrüggen vom BALTHAZAR und Stefan Hartmann von HARTMANNs Restaurant ließe es sich nicht nehmen, zusammen mit den blinden Mitarbeitern die neue Küche einzuweihen und den Besuchern kleine Köstlichkeiten zu reichen. Die Besucher fühlten sich sofort wohl in der neuen Küche, streichelten die Tische und schmiedeten bereits nach fünf Minuten erste gemeinsame Kochpläne.
Dirk Gerstle, Staatssekretär für Gesundheit und Soziales, und der Vorstand der Berliner Sparkasse Hans-Joachim Diesing ließen sich von dem gelungenen Ambiente und der sehr entspannten, herzlichen Stimmung anstecken: Sie eröffneten gemeinsam die Küche für alle Nutzer und wünschten allseits gutes Gelingen.
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