Ein Kommentar zur aktuellen Marktlage im Weihnachtsgeschäft 2025
Das Weihnachtsgeschäft 2025 gleicht einer Fahrt auf Sicht. Die allgemeine Konsumstimmung ist gedrückt, und der Handelsverband Deutschland (HDE) meldet, dass 58 Prozent der Händler unzufrieden mit den Umsätzen in der Woche vor dem zweiten Advent sind. Doch inmitten dieser allgemeinen „Konsumflaute“ lässt sich ein Sektor identifizieren, der sich vergleichsweise resilient zeigt: die Unterhaltungselektronik. Während der Gesamtmarkt stagniert, verzeichnet diese Branche – neben Spielwaren – überdurchschnittliche Werte. Über 30 Prozent der Händler zeigen sich hier zufrieden.
Dieser relative Erfolg ist kein Zufall, sondern ein Symptom für eine Verschiebung der Prioritäten bei den Verbrauchern. Eine Analyse der aktuellen Daten von NIM, Bitkom, YouGov und HDE legt nahe: Im Weihnachtsgeschäft 2025 wird Qualität zur härtesten Währung gegen die Billigkonkurrenz.
Der Online-Handel dominiert – aber der Laden stirbt nicht
Der Trend zum E-Commerce ist ungebrochen. Laut Bitkom besorgen dieses Jahr 73 Prozent der Deutschen ihre Weihnachtsgeschenke online. Besonders in der kaufkräftigen Gruppe der 30- bis 49-Jährigen ist dieser Kanal mit 82 Prozent Nutzung fast alternativlos.
Dennoch wäre ein Abgesang auf den stationären Fachhandel verfrüht. Die Daten zeigen eine klare soziale Komponente: Immerhin 15 Prozent der Konsumenten kaufen ausschließlich vor Ort, und gerade ältere Zielgruppen halten dem stationären Handel die Treue. Für die Elektronikbranche bedeutet dies eine Zweiteilung des Marktes: Der schnelle Kauf findet im Netz statt, doch das Bedürfnis nach haptischer Prüfung und Beratung hält den stationären Kanal relevant.
Fakten-Check: Das Weihnachtsgeschäft 2025
Das Budget & Der Markt
- Gesamtumsatz: Der HDE erwartet 126,2 Mrd. Euro Umsatz (+1,5 % zum Vorjahr).
- Pro Kopf: Durchschnittlich 351 Euro Budget für Geschenke.
- Stimmung: Unterhaltungselektronik schneidet bei der Händlerzufriedenheit vergleichsweise gut ab (>30 % zufrieden).
Faktor China-Shops (YouGov & NIM Daten)
- Nutzung: 21 % der Deutschen kaufen dort Weihnachtsgeschenke.
- Produkt-Fokus: Bei ca. 20 % der Käufer landen elektronische Kleingeräte im Korb.
- Ablehnung: 73 % kaufen dort nicht ein.
- Top-Sorgen: Qualität (45 %), Schadstoffe (41 %), fehlende Sicherheitsstandards (32 %).
Entscheidungskriterien beim Schenken
- Top 1: Qualität & Haltbarkeit (83 %).
- Top 2: Produktsicherheit (72 %).
- Nachrangig: Günstiger Preis (47 %).
Die Bedrohung aus Fernost: Konkret bei Kleingeräten
Der Elefant im Raum trägt Namen wie Temu, Shein und AliExpress. Der HDE warnt vor einer „unfairen Konkurrenz“ und schätzt die Umsätze dieser Plattformen im November und Dezember auf bis zu eine Milliarde Euro.
Neue Zahlen einer aktuellen YouGov-Befragung präzisieren diese Herausforderung: Jeder Fünfte (21 Prozent) hat bereits Weihnachtsgeschenke in chinesischen Shops gekauft oder plant dies noch. Besonders alarmierend für den Elektrohandel: Neben Mode und Deko landen bei rund 20 Prozent dieser Käufer auch elektronische Kleingeräte im Warenkorb.
Doch genau hier offenbart sich eine massive Schwachstelle der Billig-Anbieter, die für den etablierten Fachhandel zur Steilvorlage wird. Die Mehrheit der Bevölkerung (73 Prozent) nimmt bewusst Abstand von chinesischen Shops.
Die Gründe dafür sind Wasser auf die Mühlen des Qualitätsfachhandels:
- Qualitätsmängel: 45 Prozent der Verweigerer fürchten schlechte Produktqualität.
- Gesundheitsrisiken: 41 Prozent sorgen sich konkret um Schadstoffe.
- Sicherheitsdefizite: 32 Prozent bemängeln fehlende europäische Sicherheitsstandards.
Zusätzlich bestätigen NIM-Daten die negative Erfahrungswelt: 28 Prozent der Käufer auf diesen Plattformen berichten von Produkten, die sie am Ende gar nicht nutzen konnten. Diese „Wegwerf-Mentalität“ steht im krassen Gegensatz zu den Anforderungen an ein technisches Weihnachtsgeschenk.
Psychologie des Schenkens: Sicherheit schlägt Preis
Die wohl wichtigste Erkenntnis für die Einordnung des aktuellen Weihnachtsgeschäfts liefert ein Blick auf die Kriterien, nach denen Geschenke ausgewählt werden. Hier gelten andere Regeln als beim Eigenbedarf.
Während ein „günstiger Preis“ nur für 47 Prozent der Käufer beim Schenken besonders wichtig ist, dominieren Werte, die traditionell die Stärke von Markenprodukten und Fachhändlern sind:
- Qualität und Haltbarkeit: 83 Prozent.
- Hohe Produktsicherheit: 72 Prozent.
Diese Daten erklären, warum die Elektrobranche trotz der Konjunkturdelle besser dasteht als andere Segmente. Niemand möchte ein technisches Gerät verschenken, das potenziell schadstoffbelastet ist oder Sicherheitsstandards verfehlt.
Fazit
Die aktuelle Lage zeigt, dass die deutschen Verbraucher im Jahr 2025 zwar preissensibel sind, aber beim Schenken klare Grenzen ziehen. Wenn fast 30 Prozent der Konsumenten zwar prinzipielles Interesse an chinesischen Plattformen zeigen, aber gleichzeitig Sicherheit und Langlebigkeit als wichtigste Kaufkriterien nennen, entsteht eine Marktlücke für Qualitätsanbieter. Die „Konsumflaute“ ist real, aber sie trifft nicht jedes Produkt gleich hart. Wer Vertrauen verkauft, hat auch in diesem schwierigen Winter gute Karten.
Zur Methodik der Daten
Dieser Artikel basiert auf ausgewerteten Daten folgender Quellen:
- Bitkom: Repräsentative Befragung von 1.002 Personen (Okt/Nov 2025) zum Online-Kaufverhalten.
- NIM (Nürnberg Institut für Marktentscheidungen): Befragung von 1.002 Personen (Nov 2025) zu Kaufkriterien und China-Plattformen.
- HDE: Trendumfrage unter 300 Händlern (Woche vor 2. Advent 2025) zur Geschäftslage.
- YouGov: Online-Befragung von 2.079 Personen (25.-27. Nov 2025), repräsentativ für die dt. Bevölkerung ab 18 Jahren.
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