Unter dem Motto „Handel heute – so geht’s!“ standen Mehrwert-Themen wie Personalsuche, Künstliche Intelligenz und Markenbildung als Erfolgsfaktor im Wettbewerb im Fokus. Nur kurz ging Rainer Schorcht, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Handelsverbandes NRW Ostwestfalen Lippe, auf die aktuelle Gemengelage und die vielen Belastungen und negativen Einflussfaktoren, denen sich der Handel vom Fachkräftemangel über die Energiepreise bis hin zu den Frequenzverlusten in den Innenstädten konfrontiert sieht, ein.
Schorcht wörtlich: „Die Bürokratie ist eine Last. Es gibt (neue) Verordnungen ohne Ende.“ Schorcht beklagte insbesondere eine dadurch entstandene „Kultur des Misstrauens“ und forderte großzügigere Abschreibungsregeln für Investitionen, insbesondere bei denen in Künstliche Intelligenz, ein. Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine Option, denn: „Man kann kein Händler sei, ohne optimistisch zu sein.“
Apropos Optimismus. Ein echter Mutmacher-Beitrag war der Vortrag von Martin Wolf, Vertriebs- und Marketingleiter Elektro/Küche/Licht bei EK Retail, dem Bielefelder Mehrbranchenverbund mit rund 4.000 Händlern und einem Jahresumsatz von 2,4 Mrd. Euro. Wolf, treibender Motor der eindrucksvollen Expansion der beiden Markenstore-Konzepte „electroplus“ und „küchenplus“, hatte sich für seine Präsentation „Schluss mit Jammern – Fachkräftemangel ade. So meistern wir den Fachkräftemangel bei electrolplus mutig, kreativ – und nachhaltig erfolgreich“ mit Jochen Malz (Geschäftsführender Gesellschafter von electroplus küchenplus Malz) einen „Local Hero“ der Verbundgruppe mit auf die Bühne geholt.
Malz ist das, was man einen Vorzeige-Händler – mit inzwischen einem halben Dutzend Standorten (zweimal Bielefeld, Detmold, Herford, Lemgo und Bad Salzuflen) nennt. Bekannt ist Malz als innovationsgetriebener, kreativer Denker, stets leidenschaftlich dabei, innovative Konzepte und Ideen im Bereich der Küchen- und Hausgeräteplanung zu entwickeln und umzusetzen. Er steht für kollaborative Führung und transparente Kommunikation.
Martin Wolfs Leidenschaft gilt Themen wie Leadership, Engagement sowie Motivation und Mindset, die er täglich im Umgang mit seinem Team wie seinen Kunden im Vertrieb umsetzt. Gemeinsam berichtete das Duo, wie der Fachkräftemangel kreativ und nachhaltig gemeistert werden kann. Wolf: „Keine Frage, der Fachkräftemangel ist makroökonomisch da. Aber jeder einzelne Händler kann für sich im Unternehmen etwas dafür tun, dass es bei ihm im Geschäft nicht so ist!“ Und weiter: „Die Kandidaten sind nicht weg, sie sind nur woanders. Wir helfen unseren Händlern dabei, sie zu finden.“ Wolf und sein Team verstehen sich als „Magneten“, der die Kunden, aber eben auch die Fachkräfte seinen Händlern zuführt.
„Einfach, schnell und unkompliziert“ müsse es heute für potentielle Bewerber sein. Wolf: „Wir brauchen keinen Lebenslauf, auch kein Anschreiben, eine Bewerbung bei uns ist, dank geringer Einstiegshürden, binnen 60 Sekunden möglich.“ Und die Händler? Sie sorgen immer öfter mit Bewegtbildern – das Video ist die neue Währung! – nach einem festgelegten Script der EK für Aufmerksamkeit. „Aufmerksamkeit zu generieren ist enorm wichtig“, weiß Wolf. Und so stolpert man, folgt man der EK auf Social Media, über Thumbstopper wie Giraffen, Elefanten oder Lamas. Dazu Wortspiele wie: „Lama Job – nicht bei uns!“ Genauso wichtig ist für Wolf eine klare Zielgruppendefinition. Heißt: „Wo halten sich die Menschen auf, die ich suche?“
Zum Auftakt des 33. Handelsforums, bei dem sich regelmäßig Einzelhändler, handelsnahe Dienstleister, Branchenpartner, Vertreter aus Industrie und Handwerk, Politiker, Stadtplaner und Interessierte aus anderen Wirtschaftszweigen über die aktuellen Entwicklungen und Trends im Handel informieren, sprach Paul Underberg über „Marke – Abgrenzung ein Erfolgsfaktor im Wettbewerb“.
Underberg startete seine Karriere mit 25 Jahren als Selbstständiger und eröffnete 1985 eine bedeutende Fitnessanlage, die den Grundstein für seine Erfolgsgeschichte legte. In seiner Laufbahn unterstützte der Gründer des Franchisesystems „Injoy“ nach eigenen Angaben über 100 Unternehmer, schuf 5.000 Arbeitsplätze und initiierte sogar zwei Gesetzesänderungen. Sein Credo: „Eine Marke muss einen bestimmenden Charakter haben, etwas vorgeben. Erkennbar wird man durch Abgrenzung. Erst dann ist eine Marke geschäftswirksam.“
Der renommierte niederländische KI-Experte Ton Abelen überschrieb den spanenden Schlussvortrag mit der Headline „Willkommen im Zeitalter der KI“. Abelen gab einen Einblick, wie Künstliche Intelligenz den Handel revolutionieren könne. Er konzentrierte sich in seinen Ausführungen darauf, was KI bereits heute zu leisten vermag und zeigte eine Perspektive für die praktische Umsetzung, bei dem wir uns allerdings etwas mehr Handelsbezug gewünscht hätten, auf. Abelens roter Faden: Wie kann KI trotz ihrer Komplexität erfolgreich in der Praxis angewendet werden.
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