In Deutschland fließt anteilig weniger privater Konsum in den Einzelhandel als in jedem anderen EU-Mitgliedstaat. Das geht aus der aktuellen Studie „Einzelhandel Europa 2024“ von NIQ Geomarketing hervor. Demnach liegt der Einzelhandelsanteil an den privaten Konsumausgaben in Deutschland bei lediglich 25,1 Prozent – im EU-Durchschnitt sind es 32,6 Prozent.
Rückläufiger Trend im europäischen Einzelhandel
Obwohl die Kaufkraft sowie der Einzelhandelsumsatz in der Europäischen Union insgesamt weiter steigen, sinkt der Anteil der Konsumausgaben, der tatsächlich im Einzelhandel landet, bereits im dritten Jahr in Folge. Im Jahr 2024 lag dieser EU-weit bei 32,6 Prozent. Besonders hohe Anteile verzeichneten dabei Kroatien (48,0 Prozent), Bulgarien (46,3 Prozent) und Ungarn (45,3 Prozent). Deutschland bildet mit 25,1 Prozent das Schlusslicht im EU-Vergleich.
Laut Studienleiter Philipp Willroth bleibe der Einzelhandel zwar ein wichtiger Konsumkanal, doch „das Verbrauchervertrauen ist seit der Pandemie fragil geblieben, da viele Europäer besorgt über die wirtschaftliche Lage ihres Landes sind.“ Als zentrale Einflussfaktoren nennt die Studie die Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten sowie den Klimawandel, die zu einem zurückhaltenderen Ausgabeverhalten führen.
Kaufkraft und Umsatzentwicklung im Überblick
Die durchschnittliche Kaufkraft in der EU stieg 2024 um 3,0 Prozent auf 21.008 Euro pro Kopf. Insgesamt verfügten die Einwohner der 27 EU-Mitgliedstaaten über rund 9,5 Billionen Euro für Ausgaben in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Energie, Dienstleistungen, Einzelhandel und Freizeit.
Der Einzelhandelsumsatz stieg im selben Zeitraum ebenfalls um 3,0 Prozent. Besonders dynamisch entwickelte sich der Markt in Osteuropa – mit den höchsten Zuwächsen in Rumänien (+14,9 Prozent), Bulgarien (+9,9 Prozent) und Kroatien (+9,3 Prozent). In Estland hingegen ging der Umsatz um 1,3 Prozent zurück, was unter anderem auf politische Unsicherheiten zurückgeführt wird.
Inflation: Stabilisierung mit regionalen Unterschieden
Die Inflationsrate in der EU zeigte 2024 Anzeichen der Stabilisierung und lag im Durchschnitt bei 2,6 Prozent. Am höchsten war sie in Rumänien (5,8 Prozent), Belgien (4,3 Prozent) und Ungarn (4,0 Prozent). Litauen verzeichnete mit 0,9 Prozent die niedrigste Inflationsrate. Für das Jahr 2025 prognostiziert NIQ Geomarketing eine weitere Abschwächung auf 2,3 Prozent.
Generationsspezifisches Konsumverhalten
Ein weiterer Fokus der Studie liegt auf dem Einkaufsverhalten verschiedener Altersgruppen. Generation X (44–59 Jahre) weist die höchste Kaufkraft auf und zeigt eine moderate Offenheit gegenüber neuen Produkten. Millennials (28–43 Jahre) bevorzugen erlebnisorientierten Konsum zu Hause, während Generation Z (unter 28 Jahre) einen bequemen Konsumstil verfolgt – etwa durch häufige To-Go-Käufe. Babyboomer (60+) gelten als besonders preissensibel, bevorzugen Eigenmarken und achten verstärkt auf Angebote.
Die PDF-Studie ist auf Deutsch kostenlos erhältlich unter www.nielseniq.com/studie-einzelhandel-europa beziehungsweise auf Englisch unter www.nielseniq.com/european-retail-study.
