Marktforschung

Putzi als Familienmitglied: Wie Nutzer Haushaltsroboter vermenschlichen

Haushaltsroboter übernehmen längst mehr als nur praktische Aufgaben – in vielen Fällen entwickeln Nutzerinnen und Nutzer eine persönliche Beziehung zu den Geräten. Eine aktuelle internationale Studie von Oliver Wyman und der Branchenorganisation GFU Home & Consumer Tech zeigt, dass diese emotionale Bindung für Hersteller von strategischer Bedeutung ist. Befragt wurden rund 4.200 Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland, den USA, China und Japan. Die Ergebnisse geben Einblicke in das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine und legen zentrale Unterschiede in Nutzerverhalten und Erwartungen offen.

Cover der Studie von GFU und Oliver Wyman.
Cover der Studie von GFU und Oliver Wyman.

Roboter mit Familienanschluss

In Deutschland bezeichnen 40 Prozent der Befragten ihre Haushaltsroboter – darunter Küchenmaschinen, Saug- oder Poolroboter – als „Teil der Familie“. 47 Prozent sprechen den Geräten eine eigene Persönlichkeit zu. Ähnliche Tendenzen zeigen sich international, mit deutlich höheren Werten in den USA (63 bis 66 Prozent in allen vier Abfragekategorien) und niedrigeren in Japan (28 bis 32 Prozent) sowie China (35 bis 38 Prozent). Die emotionale Nähe ist laut Studie stark abhängig vom Robotertyp: Während nur 28 Prozent der Saugroboter den Status eines Quasi-Familienmitglieds erreichen, sind es bei automatischen Fensterputzern 63 Prozent und bei elektronischen Haustieren sogar 71 Prozent.

„Die Menschen in Deutschland erkennen nicht nur die Vorteile von Haushaltsrobotern zunehmend an – sie integrieren die Helfer auch zunehmend in ihre Familie, vergeben Kosenamen und messen die Maschinen mit menschlichen Maßstäben. Daraus erwächst auch eine Verantwortung für die Hersteller, gerade was das Thema Datensicherheit angeht“, so Dr. Martin Schulte, Partner Retail and Consumer Goods bei Oliver Wyman.

Roboter bekommen Namen und werden damit zu Haushaltsmitgliedern.
Roboter bekommen Namen und werden damit zu Haushaltsmitgliedern.

Namensgebung als Ausdruck der Bindung

Die emotionale Bindung zeigt sich unter anderem in der Namensgebung: 50 Prozent der deutschen Nutzerinnen und Nutzer geben ihrem Roboter einen Namen – in den USA sind es sogar 73 Prozent. In China (36 Prozent) und Japan (49 Prozent) ist das weniger verbreitet. Beliebte Namen in Deutschland sind laut Studie „Robbi“, „Robert“ und „Putzi“. Frauen benennen ihre Geräte häufiger als Männer, und die Altersgruppe der 26- bis 45-Jährigen ist international am aktivsten in dieser Hinsicht (61 Prozent).

Emotionale Bindung ist im Westen höher.
Emotionale Bindung ist im Westen höher.

Auswirkungen auf Kundenverhalten

Die emotionale Beziehung zu Haushaltsrobotern hat konkrete Auswirkungen auf das Kaufverhalten. Bei starker emotionaler Bindung ist die Bereitschaft, kostenpflichtige Software-Upgrades zu erwerben, mit 71 Prozent rund viermal so hoch wie bei schwacher Bindung (18 Prozent). Ähnlich deutlich fällt die Zahlungsbereitschaft für Reparaturen aus (74 gegenüber 16 Prozent). Auch Folgekäufe werden durch emotionale Bindung gefördert: 72 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer mit starker Bindung würden ein Ersatzgerät derselben Marke wählen (bei schwacher Bindung: 27 Prozent), 71 Prozent würden ein weiteres Gerät desselben Herstellers anschaffen (bei schwacher Bindung: 29 Prozent).

„Die Konsumentenbefragung zeigt den Herstellern deutlich: Haushaltsroboter haben ein enormes Potential für eine starke Kundenbindung. Lieben Nutzer:innen ihre Roboter, scheint die Liebe zur Marke nur ein konsequenter, weiterer Schritt“, so Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin von GFU Home & Consumer Tech.

Was für Roboter besitzen wir.
Was für Roboter besitzen wir.

Kulturelle Präferenzen und Produktdesign

Was Nähe schafft, ist jedoch kulturell unterschiedlich ausgeprägt. In China bevorzugen Konsumentinnen und Konsumenten Funktionen wie natürliche Sprache oder haptisches Feedback, das an Haustiere erinnert, etwa ein „Schwanzwedeln“. In Deutschland hingegen werden solche Merkmale eher kritisch bewertet. Hier sind selbstreinigende oder lernfähige Funktionen gefragt. Wichtig ist laut Oliver Wyman eine differenzierte Marktstrategie: „Da die Vorlieben in den untersuchten Ländermärkten stark voneinander abweichen, muss auch das Produktdesign der Haushaltsroboter einer durchdachten Lokalisierungsstrategie folgen“, so Schulte.


Hier geh’s zum Download der Studien-Präsentation.

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