Von Matthias M. Machan
Zugegeben, der Name von Katja und Ansgar Galler sagte uns bislang nichts. Und auch Kirchheim an der Weinstraße ist uns bislang weder als pittoreskes Winzerdorf, noch als Adresse für herausragende Weine aufgefallen, auch wenn wir bereits vor einem Vierteljahrhundert im Weingut Benzinger gleichenorts ein und aus gingen. Die großen Namen, die großen Geschichten wurden nebenan erzählt, etwa bei Philipp Kuhn in Laumersheim oder den Gaul-Schwestern in Grünstadt-Sausenheim.
Doch diese eine Flasche, dieser eine Wein ändert alles: Der 2018er Satin Noir aus dem Weingut Galler ist nicht nur auf dem Etikett ein „Grand Vin“. Es ist ein Wein-Monument – und das aus einer neuen, ressourcenschonenden Rebsorte. Denn Ansgar und Katja Galler sind PIWI-Pioniere. Seit 2012 pflanzen sie ausschließlich pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs) an. So können sie den Pflanzenschutz auf ein Minimum reduzieren und einen maximal ressourcenschonenden Weinbau betreiben. Ihr Anspruch: Der Natur ihren Lauf lassen! Sie beschränken ihre Eingriffe im Weinberg wie im Keller auf das Notwendigste. Das Ergebnis dieses bewussten Tuns und (Unter-)Lassens sind ungemein lebendige Weine mit einem authentischen Profil und individuellem Lagencharakter.
Kontrolliertes Nichtstun
Die Philosophie der beiden Weinmacher aus Kirchheim: „Wir erhalten in unseren Weinen das Aroma und den Geschmack der Trauben, aus denen er gemacht ist. In ihnen konzentrieren sich die Witterung der Jahreszeiten, die Beschaffenheit des Bodens, das Wasser, das Licht und die Aufmerksamkeit, die wir unseren Reben schenken. Wir beschränken unserer Eingriffe auf das Notwendigste, um das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Auch im Keller verzichten wir konsequent auf Schönungsmittel und technische Eingriffe.“
Die Besten Weine kommen zum Reifen ins Holz. Wie der Satin Noir, eine erst im Jahr 1991 vom Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner neu gezüchtete, pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte aus der Cabernet-Familie. 40 Tage lagen die Trauben auf der Maische, wurden spontan vergoren und landeten schließlich für 26 Monate im kleinen Eichenholzfass. Das merkt man diesem tiefdunkelroten Wein an, der nach dem Öffnen ein wenig Zeit benötigt (also ruhig ein Stündchen vor dem Genuss öffnen und atmen lassen) und es mit einem Füllhorn an kräftigen Aromen dankt. Wir schmecken Dörrpflaumen und Amarenakirsche, dunkle Schokolade, Nelken und Pfeffer. Wie gemacht für einen großen Festtagswein, kongenialer Essenbegleiter (etwa zu Lamm oder einem dunklen Braten), noch besser als Solitär, um über das Leben an einem Winterabend zu philosophieren.
Authentische Naturweine
Wein ist ein Naturprodukt. Eigentlich eine Binsenweisheit, die selten so stimmig war, wie hier: Das Weingut Galler verzichtet bei seinen Naturweinen explizit auf jegliche Schwefelzugabe und Filtration, verwendet Naturkork, um einen lebendig haltenden Luftaustausch zuzulassen. Gallers begleiten ihre Weine bei ihrer individuellen, natürlichen Entwicklung ohne einzugreifen durch kontrolliertes Nichtstun. So entstehen authentische Naturweine deren Stabilität, Lagerfähigkeit und Eleganz rein aus der inneren Kraft der Rebe resultieren.
Ansgar Galler: „In der Natur steckt alles drin. Mit kerngesunden, optimal gereiften Trauben mit bestens ausgebildeter Aromatik können wir der Natur einfach ihren Lauf lassen und erhalten exzellente, echte Naturweine. Wir geben den Weinen die Zeit, die sie brauchen, um alles selbst in ihrem Tempo zu entwickeln, was in ihnen steckt – ohne Eingriff.“
(2018er Satin Noir QbA trocken Granbd Vib unfiltriert; 22,90 EUR. Infos unter: www.weingut-galler.de)