Im Gespräch mit der GFU Consumer & Home Electronics GmbH äußert sich Tech-Experte Sascha Pallenberg zu den aktuellen Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz (KI), Interoperabilität und Nachhaltigkeit im Bereich Consumer Tech. Er plädiert für mehr Transparenz bei KI-Anwendungen und kritisiert die mangelnde Aufklärung über neue Standards und Datenschutzfragen.
- 1. KI als Selbstverständlichkeit – aber nicht immer mit echtem Mehrwert
- 2. Interoperabilität: Standard „Matter“ mit Nachholbedarf in der Kommunikation
- 3. Datenschutz: Wunsch nach klaren Warnhinweisen
- 4. KI-Washing: Fehlende Transparenz untergräbt Vertrauen
- 5. Preis, Nachhaltigkeit und Qualität als Schlüsselfaktoren
KI als Selbstverständlichkeit – aber nicht immer mit echtem Mehrwert
Künstliche Intelligenz hat sich aus Sicht von Sascha Pallenberg im Markt längst etabliert. Sie werde von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern bereits als Selbstverständlichkeit wahrgenommen. „KI ist Commodity geworden. Wir erwarten einfach, dass all die Geräte, die seit 10 Jahren ‚smart‘ genannt werden und das nur, weil sie mit dem Internet verbunden sind, nun auch genau dies sind. Nämlich smart, hilfsbereit, effizient.“ Besonders im Bereich der alltäglichen Automatisierung – etwa bei Saugrobotern – sei der Fortschritt deutlich spürbar: „Die gibt es zwar auch schon seit vielen Jahren, aber die Qualität der Ergebnisse ist immens gestiegen.“
Interoperabilität: Standard „Matter“ mit Nachholbedarf in der Kommunikation
Im Bereich der Konnektivität hebt Pallenberg die Rolle des neuen Standards „Matter“ hervor. Dieser ermögliche grundsätzlich eine herstellerübergreifende Kompatibilität von Smart-Home-Produkten. Jedoch mangele es an Kommunikation gegenüber den Endverbraucherinnen und Endverbrauchern. „Ich frage mich nur, wer von den Konsument:innen weiss denn, was ‚Matter‘ überhaupt ist? Statt in die Kommunikation und Aufklärung zu gehen, setzen die Amazons, Apples und Googles dieser Welt ihre Logos auf die Produktseiten, weil sie davon ausgehen, dass die Konsument:innen es nicht anders kennen.“ Aus seiner Sicht bleibt Kompatibilität weiterhin ein zentrales Kaufkriterium – mit ungenutztem Potenzial durch fehlende Sichtbarkeit.
Datenschutz: Wunsch nach klaren Warnhinweisen
Beim Thema Datenschutz kritisiert Pallenberg eine weit verbreitete Sorglosigkeit. Trotz wachsender Datenmengen und KI-Integration sei das Bewusstsein für mögliche Risiken gering. „Wir scrollen durch 50 Seiten lange Nutzungsbedingungen, ohne diese zu lesen. Wir teilen unsere Standorte bei Apple und Google und denken nicht drüber nach, was damit passiert.“ Um Nutzerinnen und Nutzer besser zu schützen, fordert er klare und einprägsame Warnhinweise: „Ich kann mir sogar Hinweise wie auf Zigarettenpacks vorstellen: Achtung, ihre Daten werden durch dieses Produkt in nicht sicheren US-Clouds abgespeichert.“
KI-Washing: Fehlende Transparenz untergräbt Vertrauen
Pallenberg sieht in der gegenwärtigen Marktentwicklung eine Tendenz zu sogenanntem „KI-Washing“ – der werblichen Nutzung des Begriffs ohne konkreten Nutzen. „KI ist das neue @-Zeichen. Also das, was Ende der 90er ‚irgendwas mit Internet‘ verdeutlichen soll.“ Auch hier plädiert er für mehr Offenlegung: „Wir brauchen Transparenz, denn das schafft Verständnis und Vertrauen.“ Verbraucherinnen und Verbraucher müssten erkennen können, welche Modelle tatsächlich im Einsatz sind und welchen Mehrwert diese bieten.
Preis, Nachhaltigkeit und Qualität als Schlüsselfaktoren
Für die kommenden Jahre erwartet Pallenberg, dass drei Faktoren das Kaufverhalten im Consumer-Tech-Markt besonders prägen werden: „Ganz klar, Preis/Leistung ist immer noch DAS Kaufkriterium. Aber auch Nachhaltigkeit und Upgradefähigkeit gewinnen zunehmend an Relevanz.“ Besonders Fragen nach Nutzungsdauer und Herstellerunterstützung rückten stärker in den Fokus. Hinzu kämen klassische Anforderungen an Design und Verarbeitungsqualität.
Weitere Aspekte wie Datensicherheit, Transparenz in der Lieferkette und Recyclingfähigkeit hält Pallenberg ebenfalls für wichtig – räumt jedoch ein: „Dafür brauchen wir (leider) noch umfangreiche PR-Kampagnen.“
