Die Integration generativer KI in die Online-Produktsuche verändert den E-Commerce grundlegend. Eine neue Disziplin – Generative Engine Optimization (GEO) – rückt zunehmend in den Fokus von Handelsunternehmen. Während klassische Suchmaschinenoptimierung (SEO) auf Keyword-Platzierungen abzielt, erfordert GEO eine Optimierung der gesamten digitalen Markenpräsenz für KI-gesteuerte Empfehlungssysteme. Eine aktuelle Analyse von NIQ und Einblicke aus dem A11-Netzwerk der Otto Group zeigen, warum jetzt Handlungsbedarf besteht.
Verändertes Suchverhalten und neue Kaufprozesse
Kundinnen und Kunden nutzen vermehrt generative KI-Tools zur Produktsuche. Dabei verändern sich sowohl die Art der Suchanfragen als auch die Entscheidungsprozesse. Anstelle generischer Suchbegriffe treten kontextbezogene, komplexe Fragen. Die Antworterwartung ist hochgradig personalisiert. Nach Angaben von NIQ führen bereits rund 60 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten ihre Produktrecherche mithilfe von KI durch.
Dieser Wandel wirkt sich auch auf den E-Commerce-Funnel aus. Während klassische Kaufprozesse mehrere Touchpoints umfassen, liefert KI in kürzester Zeit personalisierte Produktempfehlungen. Diese Nutzerinnen und Nutzer sind nicht nur besser informiert, sondern weisen auch höhere Interaktionsraten auf. Gleichzeitig verlieren klassische SEO-Strategien an Wirkung: Nur rund 4,5 Prozent der Domains, die in KI-Übersichten zitiert werden, überschneiden sich mit jenen auf der ersten Google-Ergebnisseite.
Frühzeitige GEO-Strategien sichern Wettbewerbsvorteile
Unternehmen, die frühzeitig auf GEO setzen, können ihre Sichtbarkeit in KI-Anwendungen signifikant erhöhen. „Seit dem Start der KI-Übersichten erleben Marken, besonders im E-Commerce, bereits erhebliche Rückgänge im organischen Traffic – zwischen 15 und 30 Prozent“, erklärt Alexandre Schmitz, Senior Growth Marketing Consultant und GEO Lead bei A11. GEO wird damit zu einem strategischen Faktor, der direkte Auswirkungen auf Reichweite, Conversion und Umsatz hat.
Die Wettbewerbssituation verschärft sich: Während SEO typischerweise zehn bis fünfzehn konkurrierende Marken pro Ergebnisseite berücksichtigt, empfehlen KI-Tools oft nur drei bis fünf Produkte. Sichtbarkeit basiert dabei nicht allein auf Keywords, sondern auf konsistenter Markenautorität, positiven Bewertungen und einem breiten digitalen Footprint.
Drei zentrale GEO-Handlungsfelder für Handelsunternehmen
Für Handelsunternehmen ergeben sich daraus konkrete Handlungsfelder:
- Kaufratgeber mit Expertencharakter entwickeln
Inhalte mit hohem Nutzwert – etwa in Form von Vergleichstabellen, Entscheidungsbäumen oder themenspezifischen Leitfäden – steigern die Relevanz für KI-Tools. Entscheidend ist die Positionierung als vertrauenswürdige Quelle bei spezifischen Kaufentscheidungen. - Inhalte auf spezifische Kaufabsichten ausrichten
Anstelle allgemeiner Produktseiten sollten Händler gezielte Fragen beantworten, die sich aus realen Supportanfragen, Bewertungen oder Social-Media-Analysen ableiten lassen. Diese Detailtiefe erhöht die Wahrscheinlichkeit, in KI-Antworten zitiert zu werden. - Produktsichtbarkeit im gesamten Einzelhandelsökosystem stärken
KI aggregiert Informationen aus vielen Quellen. Daher ist es essenziell, dass Produkte auch außerhalb der eigenen Website – etwa in Fachmedien, Preisvergleichsportalen oder Produkttests – sichtbar und positiv bewertet sind.
Plattformspezifische Optimierung erforderlich
Zudem empfiehlt sich eine differenzierte Betrachtung der eingesetzten KI-Plattformen. Analysen zeigen, dass sich die zitierten Domains in Tools wie ChatGPT und Perplexity nur zu etwa 10 bis 11 Prozent überschneiden. Für Handelsunternehmen bedeutet dies, dass eine plattformübergreifende GEO-Strategie notwendig ist, die sich an den Nutzungsgewohnheiten der jeweiligen Zielgruppe orientiert.
Fazit
Die Transformation der Produktsuche durch generative KI ist bereits in vollem Gange. GEO entwickelt sich dabei zur zentralen Optimierungsstrategie im digitalen Handel. Unternehmen, die jetzt in Content-Strategien, Datenanalytik und Reichweitenaufbau investieren, sichern sich nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Wettbewerbsvorteile in einer zunehmend KI-dominierten Handelslandschaft. Ein Abwarten birgt die Gefahr, im künftigen Empfehlungsumfeld digital nicht mehr stattzufinden.
