Black Friday ist längst mehr als nur eine Rabattschlacht. Für den Fachhandel mit technischen Gebrauchsgütern (Tech & Durables) hat sich dieses Event zu einem entscheidenden Stresstest für Sortimentsstrategien und Bestandsmanagement entwickelt. Eine aktuelle Analyse von NielsenIQ (NIQ) für den Zeitraum 2022 bis 2024 zeigt: Die Bedeutung wächst global weiter, doch die Spielregeln ändern sich – besonders in Westeuropa.
Für Sie als Händler ist der Blick auf die nackten Zahlen entscheidend, um nicht nur Umsatz zu generieren, sondern auch Margen zu sichern. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den aktuellen Marktdaten und was sie für Ihre Planung bedeuten.
1. Ein globaler Aufwärtstrend – auch in schwierigen Zeiten
Entgegen mancher Unkenrufe ist die Black-Friday-Begeisterung im Bereich Tech & Durables (T&D) nicht abgeflacht. Der „Holiday Shopping Index“ (HSI) von NIQ, der die zusätzlichen Verkäufe im Vergleich zu einer normalen Woche misst, ist global zwischen 2022 und 2024 um 11,7 % gestiegen.
Für den hiesigen Markt besonders interessant: Westeuropa gehört neben Lateinamerika zu den stärksten Regionen. In Deutschland lag der HSI-Wert zuletzt bei 194. Das bedeutet: In der Black-Friday-Woche waren die Verkaufsaktivitäten fast doppelt so hoch wie in einer Durchschnittswoche. Das Potenzial ist also nach wie vor gewaltig.
2. Die Anomalie in Westeuropa: Computer schlagen Unterhaltungselektronik
Während global gesehen meist die klassische Unterhaltungselektronik (TVs, Audio) die Listen anführt, zeigt sich in Westeuropa ein spannender Sonderweg, den Sie im Einkauf beachten sollten:
In unserer Region war 2024 die Kategorie Computer & Gaming der Spitzenreiter – noch vor der Unterhaltungselektronik.
- Der Grund: Wir erleben aktuell einen starken Ersatzzyklus. Viele Geräte, die während der Pandemie (2020/2021) für das Home-Office oder Home-Schooling angeschafft wurden, werden nun ersetzt.
- Der Treiber: Das nahende Ende des Windows-10-Supports und neue Hardware-Launches befeuern die Nachfrage nach PCs und Konsolen zusätzlich.
Tipp für den Handel: Richten Sie Ihren Fokus auf Upgrades. Kunden suchen nicht zwingend das billigste Gerät, sondern leistungsfähigen Ersatz für ihre in die Jahre gekommenen Laptops und Gaming-Setups.
3. KI: Verkaufen Sie den Nutzen, nicht das Buzzword
Ein sehr aufschlussreiches Detail der Analyse betrifft das Thema Künstliche Intelligenz. Obwohl KI in aller Munde ist, ist sie für den Endkunden oft kein direktes Kaufargument.
Ein Beispiel aus dem Bereich Saugroboter:
- Nur 12 % der Käufer gaben an, dass „KI“ für ihre Wahl entscheidend war.
- Aber 46 % kauften wegen der besseren Wischfunktion.
Der Twist dabei: Es ist oft die KI, die diese bessere Wischfunktion und Navigation erst ermöglicht. Die Lehre: Bewerben Sie im Verkaufsgespräch und im Marketing nicht die Technologie („hat KI“), sondern das konkrete Ergebnis („erkennt Flecken automatisch und wischt gründlicher“). Komfort und Leistung bleiben die wahren Umsatztreiber.
4. Haushaltsgeräte: Effizienz trifft auf kurze Zyklen
Sowohl bei Kleingeräten (SDA) als auch bei Großgeräten (MDA) bleibt die Nachfrage stabil, aber die Motive unterscheiden sich:
- Kleingeräte (SDA): Hier sehen wir kürzere Innovationszyklen. Air Fryers (Heißluftfritteusen) und Saugroboter bleiben Bestseller.
- Großgeräte (MDA): Hier zählen Langlebigkeit und vor allem Energieeffizienz. Kunden sind bereit zu investieren, wenn sie langfristig Strom sparen können.
Fazit: Timing ist alles
Die wichtigste Erkenntnis aus den Daten für den Fachhandel ist das Verständnis von Ersatzzyklen. Der Erfolg am Black Friday – und darüber hinaus – hängt davon ab, ob Sie antizipieren können, wann Ihre Kunden bereit für ein Upgrade sind.
Wer sein Sortiment jetzt auf die Austauschwelle bei IT-Hardware und auf energieeffiziente Haushaltshelfer ausrichtet, wird nicht nur am Black Friday profitieren, sondern langfristige Kundenbeziehungen sichern.
