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Teil1: SharkNinja setzt auf D2C – was bedeutet das für den Elektrogeräte-Fachhandel?

Die Marke SharkNinja – bekannt für Staubsauger, Küchenmaschinen und Co. – verlegt den Vertrieb immer stärker auf Direct-to-Consumer (D2C)-Kanäle. Eigene Webshops, KI-gestützte Beratungsangebote, TikTok-Commerce und Influencer-Marketing: All das nutzt SharkNinja, um Kunden direkt anzusprechen. Für den stationären Elektrofachhandel stellt sich die Frage: Chance oder Risiko? Dieser Beitrag beleuchtet SharkNinjas D2C-Offensive im Kontext des Fachhandels, stellt Thesen auf und möchte zur Diskussion anregen.


Teil 1


SharkNinjas D2C-Offensive: Webshops, KI-Beratung und TikTok-Commerce

SharkNinja forciert den Direktvertrieb mit gleich mehreren Initiativen. Eigene Online-Shops in verschiedenen Ländern ermöglichen dem Unternehmen, Produkte ohne Umweg direkt an Endkunden zu verkaufen. Auf diesen Websites experimentiert SharkNinja auch mit KI-gestützter Beratung – etwa digitalen Produktberatern oder Chatbots, die Kunden bei der Auswahl helfen sollen, ähnlich einer persönlichen Beratung im Laden. Damit versucht das Unternehmen, die Beratungsqualität des Fachhandels digital nachzuahmen.

Parallel dazu setzt SharkNinja verstärkt auf Social Commerce und Influencer. Auf TikTok & Co. lanciert der Hersteller trendige Produktvideos und arbeitet mit reichweitenstarken Persönlichkeiten zusammen. Das zahlt sich aus: Ein viraler TikTok-Clip des neuen TurboBlade-Ventilators von SharkNinja erzielte über 32 Millionen Views und mehr als 100 Millionen Impressionen – und führte laut CEO Mark Barrocas zu einem spürbaren Absatzschub für das Produkt. Insgesamt bezeichnet sich SharkNinja inzwischen selbst als „social-first“ Organisation, die Storytelling auf sozialen Plattformen zur Verkaufsförderung priorisiert. Das Marketingbudget unterstreicht dies: Rund 70 % der Werbeausgaben fließen in digitale Kanäle, davon wiederum 40 % in Social Media. Neue Produktlaunches werden mit Influencer-Kampagnen orchestriert – so wurde etwa die Eismaschine Ninja Creami vor Markteinführung an Influencer verteilt, was in der Launch-Woche zu Verkäufen „im Sekundentakt“ führte (ein Gerät alle acht Sekunden).

Diese Direktmaßnahmen zeigen Wirkung in den Kennzahlen. Dank der hohen Social-Media-Präsenz und viraler Produkt-Trends wuchs SharkNinja zuletzt rasant: 2023 überschritt der Umsatz die Marke von 5 Milliarden US-Dollar, und im jüngsten Quartal legte das Geschäft um 35–38 % zu. Social-Commerce boomt generell – laut Accenture wird Einkaufen über soziale Plattformen weltweit bis 2025 auf rund 1,2 Billionen USD anwachsen, fast dreimal so schnell wie der traditionelle E-Commerce. Solche Zahlen erklären, warum SharkNinja aggressiv in TikTok, Instagram & Co. investiert. Kurzum: Der Hersteller schafft über D2C-Kanäle eine direkte Beziehung zum Kunden und generiert kräftiges Wachstum – doch was bedeutet das für seine Handelspartner?

Stationärer Handel als Partner: Von POS-Investitionen bis Schulung

Bisher war der stationäre Fachhandel ein zentraler Vertriebspartner für SharkNinja. In Elektromärkten und Fachgeschäften sorgen auffällige POS-Aufbauten (Produktdisplays, Demo-Stände) und regelmäßig geschulte Verkäufer dafür, dass SharkNinja-Geräte prominent präsentiert und kompetent erklärt werden. Der Hersteller hat über Jahre in solche partnerschaftlichen Maßnahmen investiert – schließlich verkaufen sich erklärungsbedürftige Premium-Geräte besser, wenn der Händler vor Ort sie überzeugend vorführen kann. Viele Fachhändler schätzen diese Unterstützung: Schulungen zu neuen Shark- oder Ninja-Modellen halfen, Kunden am Regal fundiert zu beraten, und Marketing-Zusammenarbeit (von gemeinsamen Promotions bis zum Aufsteller im Schaufenster) zeugte von einer partnerschaftlichen Strategie.

SharkNinja hat den stationären Vertrieb also nicht vernachlässigt – im Gegenteil, das Unternehmen betont, man verfolge einen hybriden Ansatz. So werden SharkNinja-Produkte weltweit in 26 Ländern sowohl direkt an Verbraucher als auch über Handelspartner verkauft. In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) arbeitet SharkNinja mit Elektronik-Fachmärkten und Versendern zusammen, um eine breite Marktpräsenz aufzubauen. Gleichzeitig sind aber die hauseigenen Online-Shops und Direktmarketing-Aktivitäten immer weiter gewachsen.

Führungswechsel in DACH: Neue Strategie für die Vertriebswege?

Kürzlich gab es einen Wechsel in der Führungsspitze von SharkNinja DACH. Eine neue Geschäftsleitung für Deutschland, Österreich und die Schweiz übernimmt das Ruder – und mit personellen Veränderungen kommen oft strategische Neuakzente. Was bedeutet das für den Fachhandel? Es gibt zwei mögliche Lesarten: Einerseits könnte der neue DACH-Chef die Direct-to-Consumer-Offensive weiter vorantreiben, gestützt durch frischen Wind und vielleicht E-Commerce-Erfahrung. Andererseits könnte er verstärkt auf Dialog mit den Handelspartnern setzen, um Bedenken auszuräumen und ein Gleichgewicht zwischen D2C und stationärem Vertrieb herzustellen.

Insider im Fachhandel beobachten solche Personalien genau. Eine veränderte Kommunikation, neue Konditionen oder Kooperationsmodelle – all das könnte mit einem Führungswechsel einhergehen. Offiziell betont SharkNinja zwar, man sehe weiterhin großen Wert im Omnichannel-Ansatz. Doch die konkrete Ausgestaltung (z. B. exklusive Modelle für den Fachhandel, gemeinsame Online-Aktionen oder strengere Preisdisziplin zwischen Online-Shop und Ladenpreis) bleibt abzuwarten. Für den Moment steht fest: Die Weichen sind gestellt, SharkNinja investiert massiv in Endkundennähe.


Für den stationären Handel ergeben sich daraus Chancen und Risiken, die wir im Teil 2 näher beleuchten wollen. Wer neugierig ist, kann den zweiten Teil hier lesen.

Gabriel Wagner

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