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Newsletter 2014 / KW 16

Strukturwandel brutal – es rappelt in der Kiste

Es kracht, es knirscht an allen Ecken und Enden: Die BSH kündigt Tausenden von Händlern den Partnervertrag und auf einer Pressekonferenz am 8. April machte die BSH-Geschäftsführung um den neuen Boss Dr. Karsten Ottenberg deutlich, dass man „Kundenzentriert“ sich aufstellen wolle. Mit anderen Worten: Man will sich stärker auf die Konsumenten – unter anderem auch auf ihr  Einkaufsverhalten – ausrichten. Hoffen wir dabei, dass die BSH-Marken bei ihrer Neuausrichtung, die Belange des Handels nicht ganz aus den Augen verlieren. Den Wertewandel der BSH erläutert dieser Newsletter in dem Beitrag „ BSH Paradigmenwechsel – Partner aller Kanäle.“

 

Die Philips Sparte Consumer Lifestyle geht einen anderen Weg. Zu Mai 2014 etabliert der Marktführer im Kleingerätebereich ein B-2-B Webshop. Je nachdem auf welcher Seite man steht, liegt Segen und Fluch eng beieinander. Der Großhandel wird seine Felle wegschwimmen sehen, auch wenn Bernd Laudahn, Leiter der Sparte Consumer Lifestyle und Mitglied der Geschäftsführung DACH in dem Beitrag „B-2-B Webshop von Philips ab Mai online“ betont: „Der Großhandel ist nach wie vor ein wichtiger Partner von Philips.“ Und wenn es stimmt, was kolportiert wird, dass die Philips-Konditionen für den Großhandel kaum noch wettbewerbsfähig ausfallen, dann sieht es für den Zwischenhandel eher düster aus.

 

Beklagen darf sich der Großhandel nicht. Haben doch die „Schwarzen Schafe“ seiner Zunft das Debakel mit ausgelöst. Der Schritt von Philips sollte zum Nachdenken anregen, ansonsten muss er nach Philips und Jura mit weiteren Hersteller-Konsequenzen rechnen. Aktuell gilt noch die Alternative: Auch andere Mütter haben schöne Töchter!

 

Wenn der B-2-B Webshop mehr Ruhe ins Marktgeschehen bringt, dann dürften viele kleinere, aber auch die größeren Fachhändler dieses Instrumentarium begrüßen und aufatmen. Doch Achtung: Fachhandel oder besser gesagt Hybrid-Handel sind nicht immer die Braven. Manch einer von ihnen ist online aggressiver unterwegs als die großen etablierten Etailer wie Amazon & Co. Alles unter Kontrolle dank des Webshops? Lassen wir die Frage heute lieber besser unbeantwortet.

 

Mag dank des Philips-Webshops ein bisschen Zuversicht aufkommen, so drücken die Branchenanalytiker mit ihren Aussagen kräftig die Stimmung. So hat das IFH Köln in vier unterschiedlichen Szenarien berechnet, wie die Handelswelt im Jahr 2020 aussieht. Dabei wird die Zahl stationärer Geschäfte – abhängig vom jeweiligen Szenario – um 24.000 bis 58.000 Läden sinken – schwerpunktmäßig verursacht durch das Thema Online.

 

Unterstützung durch die Politik, diesen Trend abzumildern oder gar umzukehren, kann man sich abschminken. Im Gegenteil. So schreibt Clemens Binninger, MdB, an EP: Hämmerle in Herrenberg: „In meinen Augen ist ordnungspolitisch die einzig sinnvolle Lösung, alle Vertriebswege gleich zu behandeln und keinen bestimmten Vertriebsweg zu bevorzugen. (siehe Zitat am Ende des Newsletter).

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie argwöhnt gar: „Mit der stetig wachsenden Bedeutung des Internets für eine große Zahl von Wirtschaftsunternehmen (insbesondere den Handel) rücken kartellrechtliche Verfahren in diesem Bereich in das Blickfeld. Oft sind es altbekannte Themen, wie der Versuch der Durchsetzung einer Preisbindung durch Hersteller oder Beschränkungen in selektiven Vertriebssystemen, die sich in neuem Gewand und neuer Aktualität präsentieren.“

Und wenn versucht wird, der Politik und dem Kartellamt die Konsequenzen ihrer Rechtsauslegung und ihres Verhaltens mit durchaus „charmanten Aktionen und Mitteln“ nahezubringen, dann entfalten die Behörden ungeahnte Kreativität, die schon an eine Zensur erinnert. Das musste „markt intern“ in Bonn erfahren, als der Informationsdienst eine Plakataktion rund um das Kartellamt plante. Mehr dazu in unserem Bericht „Stoppt das Kartellamt.“

 

Wie schreibt Binniger so schön: „Ich vertraue auf die Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft und bin überzeugt davon, dass gerade auch die inhabergeführten Fachgeschäfte ihre Marktnischen finden werden.“ Na bravo, danke an das Kompliment. Vielleicht formuliert Binninger in einer der nächsten Legislaturperioden in etwas so: Ich vertraue auf die Innovationsfähigkeit inhabergeführter Fachgeschäfte, dass sie in der Lage sind, ihre Ritzenpotentiale optimal zu bedienen …

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Clickfavoriten

Black is beautyful! An der Aussage scheint was Wahres dran zu sein. Denn die Kühl-Gefrierkombination BlackSteel von Liebherr katapultierte sich aus dem Nichts auf Rang 2 des www.infoboard.de, Neuheiten-Navigators für Elektrohausgeräte. Die Spitzenposition zurück eroberte sich wieder der Babyliss Secret Curl. Eine Präsentation vor der Plus X Award Jury brachte es an den Tag: Der Babyliss Secret Curl C1000E ist Spitze, macht einfach schnell tolle Locken. Danach steht er zu recht seit Wochen auf einem Top-Platz im Ranking. Neu unter den Top-Ten ist der Dirt Devil Staubsauger Infinity Rebel 50. Die anstehende Grillsaison bescherte dem bewährten Severin Elektrogrill PG 2786 bzw. dem PG 2785 wohl eine Renaissance.

 

Die Auswertung nach Marken ergab eine bisher noch nie dagewesene Top-Fünf-Reihenfolge: Miele, Bosch, Samsung, Russell Hobbs und Panasonic. (Reihenfolge Ende März: Miele, AEG, Braun, Bosch und KitchenAid).

 

Die aktuelle Auflistung beruht auf der Basis von 20.906 Konsumenten-Suchanfragen (1.527 pro Tag) an infoboard.de.

 

Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 15. April 2014

Platz 01Babyliss Lockenstab C1000E The Curl Secret
Platz 02Liebherr Kühl-/Gefrierkombination CBNPbs3756 BlackSteel
Platz 03Oranier Retro Kühlschränke

 

Platz 04 – Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670
Platz 05 – Bosch Tassimo Joy
Platz 06 – KitchenAid Artisan Küchenmaschine in Pistazie
Platz 07 – Samsung Waschmaschine Blue Crystal WW9000
Platz 08 – Russel Hobbs Küchenmaschine Creations
Platz 09 – Severin Elektrogrill PG 2786 / PG 2785
Platz 10 – Dirt Devil Staubsauger Infinity Rebel 50

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Marktforschung

HDE zur Lage und Perspektive im Einzelhandel 2014

Die Rahmenbedingungen für den Konsum sind weiterhin gut. Hohe Erwerbstätigkeit, steigende verfügbare Einkommen, eine zwischen 2008 und 2013 von 11,5% auf 10,0% spürbar gesunkene Sparquote und ein niedriges Zinsniveau stützen den Konsum. Die Ausgaben der Verbraucher werden 2014 preisbereinigt voraussichtlich um 1,3% und damit stärker steigen, als noch im Vorjahr (+0,8%). Auch die Stimmungsindikatoren bewegen sich zu Jahresbeginn laut GfK-Konsumklima und Ifo-Geschäftsklimaindex für den Einzelhandel auf einem hohen Niveau.

 

Laut amtlicher Einzelhandelsstatistik erzielte der Einzelhandel im engeren Sinne aufgelaufen bis Februar ein Umsatzplus von preisbereinigt 1,4%, nominal von 2,7%. Dies ist ein erfreulicher Jahresstart etwas oberhalb des Trends, den der HDE erwartet hatte. Insbesondere der persönliche Bedarf wie Bekleidung, Schuhe und Kosmetik lieferte einen wesentlichen Wachstumsbeitrag.

 

Die Ergebnisse der HDE-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2014 bei rund 1.300 Unternehmen bestätigen das weitgehend positive Gesamtbild. Die Geschäftslage hat sich danach gegenüber dem Vorjahr von +1 auf +7 Saldenpunkte (Differenz aus „gut“ und „schlecht“) verbessert. Hierzu hat wesentlich die Bewertung der Lebensmittelhandels und des Möbelhandels beigetragen. In beiden Branchen sind die Unternehmen derzeit überdurchschnittlich häufig zufrieden.

 

Auch die Erwartungen für das laufende Jahr sind aufwärts gerichtet. Über alle Branchen hinweg rechnen 44% der befragten Unternehmen in 2014 mit steigenden Umsätzen, 24% mit rückläufigen Erlösen. Unter dem Strich dürfte es nach Prognose des HDE für ein Umsatzplus von nominal 1,5% reichen. Preisbereinigt wird der Einzelhandel das Vorjahresniveau immerhin halten können.

 

Der Onlinehandel bleibt das wichtigste Wachstumssegment. Der HDE erwartet, dass sich das Umsatzvolumen 2014 um 17% auf 38,7 Milliarden Euro erhöht. Der Online-Marktanteil liegt aktuell bei rund 9% und könnte sich bis 2020 auf 20% erhöhen. Damit verbunden sind Auswirkungen auf bestehende Angebotsformen sowie auf Branchen- oder Standortstrukturen. Bereits heute wird über sinkende Kundenfrequenzen in den Städten und Gemeinden als Folge des Onlinebooms diskutiert.

 

Mit der fortschreitenden Digitalisierung sind große strategische Herausforderungen für den Einzelhandel verbunden. Mit hoher Geschwindigkeit verändern sich wirtschaftliche Abläufe. Die Auswirkungen treffen die Unternehmen, aber auch andere Lebensbereiche wie Familie, Freizeit, Bildung und Mobilität. Die Geschwindigkeit und Komplexität der Veränderungsprozesse ist enorm.

 

Die Handelsstrukturen wandeln sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung im Onlinehandel, dessen Umsatz sich in den letzten zehn Jahren in einem insgesamt weitgehend stagnierenden Gesamtmarkt verdreifachte. Für die Unternehmen ergeben sich neue Vertriebsoptionen. Gleichzeitig übernehmen aber auch Akteure wie Hersteller oder Dienstleister verstärkt Handelsfunktionen. Die mit dem Internet verbundene Transparenz von Angeboten und Preisen hat auch Folgen für das Verhältnis zwischen Verbraucher, Handel und Industrie. Unternehmen verlieren zumindest partiell ihre „Informationshoheit“. Mobile Kommunikation beschleunigt diesen Prozess. Der Kunde gibt mehr denn je das Tempo vor.

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Management-Tipp

Mit vereinten Kräften nach vorn: Wie Sie eine Ideenkultur etablieren

Kennen Sie den schon? Sitzen zwei Männer im Boot und rudern einen Fluss hinunter. Hinter der nächsten Biegung lässt sich leise ein Rauschen vernehmen, das mit zunehmender Kilometerzahl lauter wird. Schließlich wird den beiden im Boot klar: Sie rudern auf einen Wasserfall zu. Auf einen hässlich hohen Wasserfall, der nicht mehr weit weg ist. Circa 100 Meter vor dem Abgrund schreit der eine dem anderen zu: „Ruf mal den Chef an und frag ihn, was wir jetzt machen sollen!“

 

Sollten Sie jetzt schallend loslachen wollen, unterdrücken Sie den Reiz bitte sofort wieder: Leider ist es in vielen Unternehmen und Handelsgeschäften an der Tagesordnung, dass Mitarbeiter ihr Gehirn an der Stempeluhr abgeben, weil der Chef das Sagen hat und jeden Pups vorschreibt. Der gleiche Chef ist aber auch meist der Erste, der von seinen Mitarbeitern Eigenständigkeit verlangt.

 

Wenn Sie jemanden kennen, der über solchem Ja-Sager-Verhalten seiner Mitarbeiter fast verzweifelt, ermuntern Sie ihn doch mal, eine richtige Ideenkultur in seinem Business zu etablieren, in dem jeder – vom Chef bis zum Hausmeister – jeden Monat eine neue Idee vorschlägt. Das Rasante daran: Der Ideengeber muss seine Idee vorstellen, ihren Nutzen für das Unternehmen begründen, ihre Kosten und den Zeitaufwand für die Umsetzung kalkulieren und schließlich selbst umsetzen. Die beste Idee wird monatlich gemeinsam gewählt und mit einem Obolus – sag wir 100 Euro - prämiert. Bei 15 Mitarbeitern inklusive Chef und Hausmeister  kommen im Monat 15 Ideen zusammen, die Realität werden, aufs Jahr gesehen sind das 180 real gewordene Ideen. Was glauben Sie, welche Auswirkungen das auf die Mitarbeiter, das Betriebsklima, das Geschäft, auf die Kunden und auf den Umsatz hat?

 

Damit Sie sicher sein können, keine Luftschlösser zu empfehlen, spielen Sie die Idee doch selbst mal einen oder zwei Monate durch. Und wenn sie funktioniert, bedanken Sie sich nicht bei uns Ideenfinder vo infoboard.de, sondern bei dem Ausnahmeunternehmer Mike Fischer. Was der Mann sonst noch so auf Lager hat, lesen Sie im nächsten Newsletter!

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Zitat

„Letzten Endes liegt die Entscheidung beim Kunden, ob er Online-Händler oder die qualitativ hochwertige Beratung in einem Fachgeschäft bevorzugt, die er in der Regel durch höhere Preise finanzieren muss. Es würde allen marktwirtschaftlichen Prinzipien widersprechen, wenn Kunden im Online-Handel mittels höherer Preise die Beratung in Fachgeschäften quersubventionieren müssten, die sie selbst nicht in Anspruch nehmen. Stattdessen alle Vertriebswege gleich zu behandeln und keinen bestimmten Vertriebsweg zu bevorzugen oder zu benachteiligen, ist in meinen Augen ordnungspolitisch die einzig sinnvolle Lösung.“

 

Clemens Binninger, MdB, in einem Schreiben an EP:Hämmerle, Herrenberg.
Die komplette Antwort vom 31. März 2014 gibt es
hier. Diesem Brief liegt auch ein Statement des Bundeswirtschaftsministeriums zum Kartellverfahren BSH bei.

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