Business Marktforschung Newsletter

Konsumklima: Kauflust stützt die Konjunktur

GfK Konsumklima

Terrorgefahr? Flüchtlingskrise? Die Verbraucher scheint das in ihrer Konsumstimmung nicht nachhaltig zu beeindrucken. Denn laut Prognose der GfK werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2016 real um 2 % steigen. Für die gesamte Europäische Union erwartet GfK einen Anstieg zwischen 1,5 und 2 %. Dies gab Matthias Hartmann, GfK-Vorstandsvorsitzender, Mittwoch letzter Woche in Nürnberg bekannt. In Deutschland wird der private Konsum demnach etwas stärker wachsen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Auch der Einzelhandel wird von den steigenden Konsumausgaben profitieren. Für den Non-Food-Bereich prognostiziert GfK ein Plus von 1,7 %. Im Trend liegen derzeit auch Ausgaben für Renovierungen, Urlaub und Wellnessangebote sowie für Küchen.

Mehr Geld im Portemonnaie

Wie im vergangenen Jahr geht GfK davon aus, dass der private Konsum auch 2016 eine wesentliche Stütze für die Konjunktur sein wird. Gründe dafür sind die allgemein steigende Wirtschaftskraft und der damit zu erwartende Personalaufbau in vielen Unternehmen. Die Arbeitslosigkeit wird somit weiter sinken. Auch die Energiepreise, vor allem Benzin und Rohöl, werden niedrig bleiben. Sie halten die Inflation gering. Kurzum: Für den Verbrauchern bleibt mehr Geld im Portemonnaie.

Dennoch ist die Prognose eher zurückhaltend. Das hat Gründe:

  • Eine Lösung der Flüchtlingskrise ist derzeit nicht in Sicht. Eine mögliche Abschottung einzelner Länder, ein Scheitern des Schengener Abkommens und damit wieder geschlossene Grenzen hätte deutliche Auswirkungen auf die Exportnation Deutschland.
  • Die Terrorgefahr in Europa, nicht zuletzt auch in Deutschland: Sollten sich weitere Anschläge ereignen, könnte dies die Verbraucher verunsichern und sich deutlich negativ auf ihren Konsum auswirken.
  • Bisher stützen die abstürzenden Energiepreise die Wirtschaft. Mittel- und langfristig können sie jedoch dazu führen, dass die betroffenen Branchen ihre Investitionen verringern müssen. Dies könnte sich durch Entlassungen negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken und auch bei deutlich mehr als den betroffenen Arbeitnehmern die Furcht vor Arbeitslosigkeit erhöhen. In diesem Fall werden wieder mehr Menschen das ihnen zur Verfügung stehende Geld für möglicherweise schlechtere Zeiten trotz extrem niedriger Zinsen sparen und nicht für den Konsum verwenden.
  • Die anhaltende wirtschaftliche Schwächephase in den aufstrebenden Volkswirtschaften wie Brasilien, Russland und vor allem China. Dadurch können die Exportaussichten der deutschen Wirtschaft nachhaltig beein-trächtigt werden.

Konjunkturmotor brummt

Die Konjunkturerwartung hat sich in Europa im Laufe des vergangenen Jahres unterschiedlich entwickelt. Vor allem in Nord- und Osteuropa ist der Wert des Indikators gesunken. In den ehemaligen Krisenländern Portugal, Spanien, Italien und auch Frankreich ist er hingegen deutlich gestiegen. Im Gegensatz zur Stimmung der Verbraucher zeigt sich bei der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung ein einheitlich positives Bild. Die europäische Wirtschaft ist laut einer Schätzung der Europäischen Kommission vom November im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 1,9 % gewachsen. Vor allem die osteuropäischen Länder wie Polen, die Slowakei und Rumänien verzeichnen eine sehr dynamische Entwicklung. Spitzenreiter war Irland mit einem BIP-Wachstum von 6 %. Auch in diesem Jahr wird die Wirtschaft europaweit deutlich wachsen. Die Europäische Kommission rechnet mit einem Anstieg von 2 %.

In Deutschland wird der Einzelhandel in diesem Jahr von der guten Konsumlaune profitieren. Der Lebensmitteleinzelhandel wird voraussichtlich um 1,5 % auf 173,2 Mrd. EUR wachsen. Die weiterhin steigende Qualitätsorientierung der Verbraucher wird den Trend zur wertigeren Nachfrage stützen. Im Non-Food-Handel sieht es noch etwas besser aus. Er wird voraussichtlich um 1,7 % auf 170,5 Mrd. EUR zulegen. Sicherlich werden auch im Jahr 2016 Ausgaben im Vordergrund stehen. „Im vergangenen Jahr haben die Verbraucher vor allem ihre Ausgaben für den langfristigen Bedarf sowie für den Erlebniskonsum erhöht“, erläuterte Dr. Wolfgang Adlwarth, Handels-Experte von GfK. So stiegen die Ausgaben für Renovierungen um 9 %.

Küchen stark gefragt

Auch die Möbelindustrie – hier vor allem Kücheneinrichtungen – profitierte 2015 von der hohen Konsumlust der Verbraucher. Küchen, die mehr als 20.000 EUR kosten, wurden knapp ein Drittel (+32,5 %) häufiger verkauft als im Jahr zuvor. Im Preisesegment zwischen 10.000 und 20.000 EUR stieg die Menge um knapp ein Viertel (+23,8 %) an. Dafür kauften die Deutschen Küchen im Preissegment zwischen 3.000 und 8.000 EUR seltener ein. Durch den großen Zustrom von Flüchtlingen erfuhr aber das Billigsegment einen deutlichen Zuwachs. Küchen bis 2.000 EUR wurden um 5 % häufiger nachgefragt, Küchen zwischen 2.000 und 3.000 EUR sogar um knapp 8 %.

Die kontinuierlich steigenden Beschäftigungszahlen in Deutschland und die damit einhergehenden deutlichen Einkommenszuwächse lassen die Verbraucher auch für die nächsten Monate mit steigenden Löhnen und Gehältern rechnen. Die Wirtschaftsverbände rechnen für 2016 mit einem Einkommenszuwachs von rund 3 %. Aufgrund der nach wie vor sehr niedrigen Inflation bleibt den Verbrauchern auch ein deutliches Plus im Portemonnaie. Die sehr guten innerdeutschen Rahmenbedingungen überlagern dabei die potentiellen Gefahren von außen.

Lieber Konsum statt Sparkonto

Die Anschaffungsneigung der deutschen Verbraucher bleibt ungebrochen. Zwar verzeichnete der Indikator im Verlauf des letzten Jahres ein leichtes Auf und Ab. Mit aktuell 52,7 Punkten ist das Niveau jedoch außerordentlich hoch. Die Rahmenbedingungen sind ideal für eine gute Konsumstimmung: Die Verbraucher haben finanzielle Planungssicherheit durch die stabile Beschäftigungslage. Zudem ermöglichen die eingebrochenen Benzinpreise mehr finanziellen Spielraum für andere Ausgaben. Da die Sparneigung weiterhin im Keller verharrt und aufgrund der aktuellen Politik der EZB auch nicht steigen wird, ist es derzeit deutlich attraktiver, übrigbleibendes Geld für werthaltige Güter und Dienstleistungen auszugeben, als es zu sparen.