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Newsletter 2014 / KW 29

Expansionskurs – erster Halt Deutschland!

Die einen schwächeln, andere wie AO.com starten durch. Unter den Wackelkandidaten an vorderster Front: Karstadt. An dieser Stelle möchte ich nicht alle Versäumnisse des vermeintlichen Retters Nicolas Berggruen wiederholen. Ganze Heerscharen von Medien haben das bereits zu genüge getan. Fakt ist und bleibt: Karstadt ist in rauer See.

 

Das wird manchem Anbieter von Elektrohausgeräten gar nicht gefallen. Ein Blick in den aktuellen Flyer zeigt die Bandbreite der Lieferanten: Bauknecht, Siemens, Philips, AEG, Samsung, Liebherr, Braun sowie De’Longhi. Und unübersehbar: Gorenje. Hoffen wir, dass Karstadt nicht zum Debakel für die Hausgeräteanbieter wird, nicht so tiefe Spuren hinterlässt wie einst Quelle oder Neckermann.

 

Und was ist mit Media-Saturn? Heiß „geliebt“ von Metro und Erich Kellerhals! Kein Tag ohne Schlagzeilen über deren Scharmützel. Aktuell nimmt Milliardär Kellerhals den Stellenabbau in der Ingolstädter Zentrale unter Beschuss. „Kostensenkungen alleine sind keine Strategie und schon gar keine Neuausrichtung. Es werden in Ingolstadt wertvolle Mitarbeiter hinausgedrängt. Und die, die bleiben dürfen, werden- wie die gesamte Geschäftsführung- vom Metro-Vorstand und Herrn Pieter Haas in Geiselhaft genommen. Sie werden gezwungen Handlanger von Pieter Haas zu sein. Bisher, so ist zu hören, hat die angebliche Neuausrichtung in Ingolstadt keine positiven Ergebnisse gebracht, jedoch großen Frust ausgelöst. Die Mitarbeiter sind demotiviert und orientierungslos. Sie sehen keine klare Linie. Sie fragen sich zu Recht, wohin die Metro ihre Beteiligung Media Saturn steuern will“, schreibt er auf seiner Homepage www.kellerhals.eu.

„Wo bleiben die Ideen zur Kundengewinnung, welche Strategien werden zur Erhöhung der Kundenbindung entwickelt? Fehlanzeige. Es geht offenbar nur um Kosten, Kosten und nochmals Kosten“, kritisiert er weiter.

 

Am 22. Juli treffen sich die Kontrahenten Metro und Kellerhals erneut vor Gericht. Dann wird über die rechtmäßige Berufung von Pieter Haas zum Geschäftsführer und zum stellvertretenen Vorsitzender der MSH-Geschäftsführung verhandelt. Dieses Geplänkel, wie auch die vorhergehenden Nadelstiche, tragen sicherlich nicht zum Wohlergehen der Media-Saturn-Gruppe bei.

 

Wer könnte von der Karstadt Problematik und vom Dauerzwist unter den MSH-Gesellschaftern profitieren? In den Startlöchern steht der britische Hausgeräte-Onliner AO.com (Appliances Online). Gehen Sie doch mal auf www.AO.de. Da werden Sie mit der Schlagzeile empfangen: „Wir sind auf Expansionskurs. Erster Halt: Deutschland!“ Dass AO.de es ernst meint, signalisieren die ausgeschriebenen Stellenangebote. Mit über einer Million verkaufter Geräte und einem Umsatz von 485 Millionen Euro ist Appliances Online Marktführer bei Hausgeräten in England. Da ist Power dahinter!

 

Vielleicht bekommt auch der skandinavische Hausgeräte-Etailer WhiteAway (www.whiteaway.com) Spaß am deutschen Markt. Heutiger Umsatz: 130 Millionen Euro. Das muss nicht so bleiben, denn die dänische Firma Bestseller der Familie Holch Povlsen ist mit 46,3 Prozent bei dem Hausgerätehändler eingestiegen. Bestseller (www.bestseller.com) ist eine dynamisch agierende Fashion-Gruppe und hat sich in den letzten Jahren bei mehreren Online-Unternehmen eingekauft unter anderem mit 10 Prozent an Zalando.

 

Ausländische Onliner ante portas? Zumindest ein starker! Und der Zeitpunkt zum Markteintritt scheint günstig. Karstadt schwach, MSH heillos zerstritten und die Cross-Channel-Konzepte der Verbundgruppen noch nicht etabliert. Da geht doch was werden sich Newcomer denken. Sie könnten Recht behalten.

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Clickfavoriten

Lange Zeit war das Ranking von infoboard.de, Neuheiten-Navigator für Elektrohausgeräte, von den Kleingeräten bestimmt. Doch die aktuelle Listung zeigt: Großgeräte dominieren mehr und mehr. Und plötzlich tauchen zwei Marken auf, die noch nie unter den Top-Ten erschienen: Amica und De Dietrich - beide über Suchanfragen nach Induktionskochfeldern, die aus 2012 (Amica) bzw. aus 2011 stammen.

 

Definitiv neu und schon im auf Platz 8: Die French Door Kühl-Gefrierkombination Haier HB25FSSAAA. Dagegen konnte sich der Shootingstar des Monats Juni der Hoover Floormate FL700 nicht unter den Clickfavoriten halten.

 

Die Auswertung nach Marken ergab folgende Top-Fünf-Reihenfolge: AEG, Miele, Bosch, Liebherr und Samsung. (Reihenfolge Ende Juni: Miele, Bosch, AEG, WMF und Samsung).

 

Die aktuelle Auflistung beruht auf der Basis von 18.468 Konsumenten-Suchanfragen (1.319 pro Tag) an infoboard.de

 

Die Clickfavoriten im Zeitraum vom 1. bis 15. Juli 2014

Platz 01 – Oranier Retro Kühlschränke
Platz 02 – Samsung Waschmaschine Blue Crystal WW9000
Platz 03 – Siemens Dunstabzugshaube LD97AA670

 

Platz 04 – WMF Mixer Kult X Mix & Go
Platz 05 – Babyliss Lockenstab C1000E The Curl Secret
Platz 06 – Amica Induktionskochfeld KMI 13297
Platz 07 – Bosch Küchenmaschine MUM5 Home Professional
Platz 08 – Haier French Door Kühlgerät HB25FSSAAA
Platz 09 – De Dietrich Induktionsfeld DTIM-1000 C Piano
Platz 10 – Bosch Küchenmaschine MUM 54420 Red Diamond

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Marktforschung

44,3% der stationären Käufe werden ohne vorherige Informationssuche in weiteren Kanälen oder bei weiteren Anbieter getätigt. Von den 55,7% der Käufe, bei denen sich vorab anderweitig informiert wird, erfolgt dies in 43,8 Prozent der Fälle in weiteren stationären Ladengeschäften.

Customer Journey bei CE-Produkten: Media Markt spielt ganz vorn mit

Mittlerweile ist es längst im Handel angekommen: Kunden wechseln im Zuge ihres Informations- und Kaufprozesses zwischen Online-Shops, Katalogen und Ladengeschäften diverser Anbieter hin und her. Wie und bei wem sich Konsumenten vor dem Kauf von Consumer Electronics informieren, haben das IFH Köln und Media-Saturn gemeinsam in einer groß angelegten Customer-Journey-Analyse detailliert betrachtet. Das Ergebnis: Rund 60 Prozent aller Käufe von Elektronikprodukten durchlaufen eine komplexe Customer Journey.

 

Laut der aktuellen Studie ist Media Markt bei stationären Käufen sowohl online als auch offline die Informationsquelle Nummer 1. Denn Elektronikkunden, die vor dem Kauf im stationären Handel in anderen Kanälen recherchieren, greifen hierfür – sofern sie Online-Shops nutzen – in 57 Prozent der Fälle auf Mediamarkt.de zurück. Damit schlägt der Online-Shop des Multi-Channel-Anbieters sogar Pure-Player wie amazon.de (54,9 %).

 

Rund 61 Prozent aller Online-Käufe im Bereich Consumer Electronics geht eine Informationssuche in weiteren Kanälen und bei weiteren Anbietern voraus – bei knapp 89 Prozent dieser Käufe wiederum findet die Recherche in alternativen Online-Shops statt. Top-Informationsquellen sind dabei die Internet-Pure-Player Amazon (37,1 %) und eBay (36,1 %). Der Online-Shop von Media Markt landet mit 30,3 Prozent bei der Online-Recherche nur knapp dahinter. Und rund 23 Prozent der Befragten griffen im Rahmen ihrer Customer Journey für die Recherche in Online-Shops auf saturn.de zurück.

 

Die guten Werte für die Metro-Tochter Media-Saturn überraschen. Sind doch Saturn erst im Herbst 2011 und Media Markt Anfang 2012 richtig ins Multichannel-Business eingestiegen. Und dabei galt der Start durchaus als holprig und wurde von Online-Experten belächelt. Mittlerweile verdankt die MSH ihr Wachstum überwiegend dem Online-Geschäft. Dieses belief sich im Zeitraum Oktober 2013 bis Ende März 2014 auf rund 0,8 Milliarden Euro und verbuchte eine Steigerung um 35 Prozent zur entsprechenden Vergleichsperiode. Damit betrug der Online-Anteil inkl. Redcoon am Gesamtumsatz der MSH bereits 7 Prozent. Dazu Wolfgang Kirsch, CEO der Media-Saturn Deutschland GmbH: „Als führender Multichannel-Händler unserer Branche wissen wir, wie wichtig das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kanäle für unsere Kunden und somit für unser Business ist. Nur wer überall dort ist, wo sich die Kunden bewegen, bleibt langfristig relevant.“

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Neue Produkte

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Management-Tipp

Der Segen liegt im Einkauf – ein Mythos!

Wie oft, in wie vielen ungezählten Meetings, haben wir es schon gehört? „Der Segen liegt im Einkauf“. Eine Plattitüde (Duden: „abgedroschene Redewendung“), die durch noch so häufiges Wiederholen weder richtiger noch sympathischer wird, und das nicht nur deshalb, weil „der Segen“ üblicherweise im Gottesdienst erteilt wird.

 

Wachstum entsteht nicht im Einkauf. Wachstum entsteht im Verkauf. Daran werden auch noch so ausgefeilte Einkaufskonzepte, Einkaufs-Abteilungsstrukturen, Einkaufsprozesse, Shared Service Centers oder Verhandlungstechniken nichts ändern. Wer nichts verkauft, braucht auch nichts einzukaufen. Wer keine Verkaufsintelligenz hat, braucht keinen Einkauf, kein Marketing, keine Buchhaltung, kein Controlling, keine Unternehmensführung. Licht aus, abschließen, fertig. So sieht es ohne wachstumsfördernden Verkauf aus.

 

Das Argument, dass der Einkauf den „Segen“ bringe, wird vor allem in den Unternehmen vehement vorgetragen, in denen Preisdruck herrscht. Je höher der (empfundene, herbeigeredete oder tatsächliche) Preisdruck, desto vehementer der Vortrag. Es wird trotzdem nicht richtiger, denn ein Unternehmen, das sein Wachstum aus dem Einkauf, also aus niedrigen Einstandspreisen generiert, ist offenbar nicht in der Lage, seine Produkte und Leistungen zu adäquaten Preisen an den Markt zu bringen.

 

Mangelnde Verkaufsintelligenz muss also durch hohe Einkaufkompetenz kompensiert werden. Die Aussage, man befände sich in einem hochkompetitiven Umfeld und könne nicht einfach die Preise anheben, sondern müsse sie sogar regelhaft senken, ist nicht selten eine dürftige Ausrede. Sie lässt außer Acht, dass Kunden zwar auf Preiserhöhungen oder nicht mitgetragene Preissenkungen des Wettbewerbs mitunter sensibel reagieren, dieselben Kunden aber sehr wohl offen für echte Innovationen sein können. Aber wo sind diese?

 

Einkaufen ist wesentlicher leichter als Verkaufen. Wer einkauft, hat die Macht, kann sein Verhandlungsgeschick voll ausspielen, mit Abhängigkeiten spielen. Der Klassiker: Der Lebensmittel-Einzelhandel, der seine Macht ausspielt – bis ein wichtiger Lieferant irgendwann den Bogen überspannt sieht und sich selber auslistet. Man schaue dann, was geschieht. Verkäufer aber sehen sich stets diesem Muster gegenüber: Im B2B-Geschäft sitzen ihnen Einkäufer gegenüber, die ihre Kundenposition ausspielen und um die Elemente der Austauschbarkeit des Lieferanten wissen. Der Verkäufer muss eine Beziehung aufbauen und braucht regelhaft einen angemessenen Mix aus Preis, Produkt, Dienstleistungen, will er ein Geschäft generieren, das allen Beteiligten Freude macht.

 

Im B2C-Geschäft ist es nicht besser: Preis-Suchmaschinen erlauben hohe Transparenz. Was aber geschähe, wenn Unternehmen „Convenience“, „Leichtigkeit“, „Sicherheit“, „Komplexitätsreduzierung“ stärker und bewusster spielten? Wenn der Verkäufer im Elektrofachmarkt auf die Aussage des Kunden (Einkäufer): „Der Fernseher kostet im Internet 100 Euro weniger“ statt „Wir müssen hier auch Beratung, Strom, den Laden bezahlen und das alles kostet Geld“ antworten würde: „Sehen Sie und wenn Sie bei uns nur 50 Euro mehr ausgeben, liefern wir Ihnen das Gerät, wir stellen es auf, hängen es bei Bedarf an die Wand, verkabeln es mit Ihrer Dolby-Surround-Anlage, messen alles exakt ein und programmieren den Fernseher so, dass Sie sofort starten können“?

 

Wir dürfen bei aller Vertriebseuphorie nicht darüber hinwegsehen, dass es natürlich eines angemessenen Einstandspreises bedarf. Aber kontinuierliches Wachstum? Dieses Wachstum beginnt oben, in den ersten Zeilen der GuV, es beginnt beim Verkauf.

 

Prof. Dr. Guido Quelle, entnommen dem Mandat Growthletter Juli 2014, www.mandat.de

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Zitat

„Smart Home ist salopp gesagt „the Next Big Thing“ und wird massiv den Markt treiben. Ich bin fest davon überzeugt: der Herbst 2014 und vor allem das Jahr 2015 stehen ganz im Zeichen der intelligenten Heimvernetzung – des Smart Home.“

 

Hans Wienands, Executive Vice President Samsung, auf der gfu Insight & Trends

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